Pharmazeutische Zeitung online
Bewertung von Orphan Drugs

Kritik kommt auch von der SPD

03.02.2016  09:26 Uhr

Von Cornelia Mönster / Dass Arzneimittel gegen seltene Krankheiten bei der Nutzenbewertung eine Sonderstellung einnehmen, stößt zunehmend auf Kritik. Nachdem zuvor bereits die Krankenkassen gefordert hatten, die Erstbewertung für sogenannte Orphan Drugs auszubauen, bringt sich nun die SPD mit einem ähnlichen Appell ins Gespräch.

Die Sozialdemokraten sehen vor allem die Hersteller in der Pflicht. Orphan Drugs wiesen häufig gar keinen oder nur einen geringen Zusatznutzen auf, erklärte Hilde Mattheis, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.

 

Dieser Befund, den der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung zuvor erstellt hatte, müsse in die anstehende Novelle des Arzneimittelgesetzes einfließen, forderte Mattheis. Bei der Gesetzesneuerung, die in diesem Sommer in Kraft treten soll, werde es »auch darum gehen, wie das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz zu verbessern ist«, so die Gesundheitsexpertin. »Wenn überteuerte Produkte angeboten werden, müssen Rückerstattungen an die Krankenkassen ermöglicht werden, denn es können nicht Versichertengelder für Medikamente ausgegeben werden, die gar nicht ihren Zweck erfüllen.«

 

Derzeit können Pharmahersteller ein Jahr lang den Preis selbst festlegen, bevor Unternehmen und Krankenkassen einen Preis auf Grundlage der Zusatznutzenbewertung aushandeln. Für Orphan Drugs wird ein Zusatznutzen auch ohne Bewertung grundsätzlich unterstellt.

 

»Wenn die Pharmahersteller für neue Medikamente sehr hohe Preise verlangen, dann erwarten die Versicherten, die diese Kosten zu tragen haben, zu Recht eine verbesserte Wirkung«, kommentierte Mattheis die aktuelle Rechtslage. Diese Erwartung betreffe alle Arten von Krankheiten – »egal ob selten oder Volkskrankheit«. Es sei Aufgabe der Hersteller zu beweisen, »dass ihre Produkte so wirken, wie sie es versprechen«.

 

Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) sieht sich indes mitnichten am Zuge. Orphan Drugs hätten mit ihrer Zulassung ihr »positives Nutzen-Risiko-Profil eindeutig bestätigt bekommen«, teilte der BAH mit. Neue Hürden bei der Bewertung aufzubauen, sei für die Entwicklung der Präparate und mit Blick auf die betroffenen Patienten »fatal«. Wenn das Ausmaß des Zusatznutzens noch nicht quantifizierbar sei, liege dies an den »besonderen Umständen der Erkrankungsfälle«, betonte der stellvertretende BAH-Hauptgeschäftsführer, Hermann Kortland. /

Mehr von Avoxa