Gesundheitsnotstand |
03.02.2016 09:26 Uhr |
Bis vor Kurzem nahezu unbekannt, hat es das Zika-Virus innerhalb kurzer Zeit zu großer Berühmtheit geschafft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rief wegen der rasanten Ausbreitung des Erregers und des vermuteten Zusammenhangs mit fetalen Fehlbildungen sogar den globalen Gesundheitsnotstand aus. Zu dieser Maßnahme hatte die Organisation das letzte Mal wegen des Ebola-Ausbruchs in Westafrika gegriffen, damals unzweifelhaft recht spät. Dem Vorwurf, zu spät reagiert zu haben, wollte man sich nicht noch einmal aussetzen, weshalb dieses Mal deutlich früher Alarm geschlagen wurde.
Das Zika-Virus ist mit Ebola nicht zu vergleichen: Es ruft in der Regel harmlose fiebrige Erkrankungen hervor, die innerhalb einer Woche von selbst ausheilen. Die Mortalität geht gegen null. Ein vermuteter Zusammenhang der Zika-Infektion von Schwangeren mit Mikrozephalie, einer angeborenen Fehlbildung des Schädels, ist zwar wahrscheinlich, aber wissenschaftlich bislang nicht belegt (lesen Sie dazu auch Zika-Virus: Viele Fragen offen).
Kritiker könnten der WHO daher nun Aktivismus oder Panikmache vorwerfen. Das wäre aber ungerechtfertigt. Denn den Gesundheitsnotstand auszurufen, bedeutet vor allem, dass das Virus stärker überwacht, die Zusammenhänge mit Mikrozephalie und dem Guillain-Barré-Syndrom besser erforscht und die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Zika-Virus vorangetrieben werden sollen. Das ist durchaus vertretbar angesichts der Tatsache, dass es sich um einen vergleichsweise neuen Erreger handelt, über den wenig bekannt ist und der sich auf einmal sprunghaft ausbreitet.
Die Überträgermücke des Zika-Virus, Aedes aegypti, wird nun vehement bekämpft; 220 000 Soldaten sollen in Brasilien mit Tonnen von Gift gegen die Insekten vorgehen. Das ist richtig und längst überfällig. Denn die Mücken übertragen neben dem Zika-Virus auch den Dengue- und Chikungunya-Erreger. Das Dengue-Virus ist in Brasilien immerhin für etwa 1,5 Millionen Erkrankungen und 500 bis 800 Todesfälle pro Jahr verantwortlich, vor allem bei Kleinkindern. Auch in ihrem Interesse dürfen die Anstrengungen zur Bekämpfung der Überträgermücke nach der für den Tourismus relevanten Karnevalszeit und den Olympischen Spielen im Sommer nicht nachlassen.
Christina Hohmann-Jeddi
Ressortleitung Medizin