Honorar für Dienstleistung |
28.01.2015 09:37 Uhr |
Von Daniel Rücker, Schladming / Medikationsmanagement ist eine zentrale Aufgabe für Apotheker – darüber sind sich Pharmazeuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einig. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch unterschiedliche Positionen.
Bis zum Jahr 2030 wird sich die Arbeit in den öffentlichen Apotheken deutlich verändern. Das sehen nicht nur die deutschen Apotheker mit dem Perspektivpapier 2030 so, auch in der Schweiz und in Österreich wird sich die pharmazeutische Arbeit noch stärker als bislang am Patienten orientieren.
Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer
Foto: PZ/Müller
»In Zukunft wird die Zuwendung zum Patienten eine größere Rolle spielen als die Abgabe von Waren«, sagte der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Andreas Kiefer, in einer Podiumsdiskussion während des Pharmacon Schladming. Die Veranstaltung wurde vom Leiter der ABDA-Europavertretung, Jens Gobrecht, moderiert. Weitere Diskutanten waren der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Max Wellan, und der ehemalige Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes Pharmasuisse, Dominique Jordan.
Bei der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) müssten die Kompetenzen der Apotheker genutzt und zum Wohl der Patienten eingesetzt werden, waren sich die drei Diskutanten einig. Beim Medikationsmanagement und der Verringerung von Medikationsfehlern spielen demnach die Apotheker die zentrale Rolle.
Apotheker federführend
Dominique Jordan, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes Pharmasuisse
Foto: PZ/Müller
Drei Forderungen stellten Kiefer, Jordan und Wellan gemeinsam auf: Das Medikationsmanagement müsse ausgebaut werden für alle Patienten, die regelmäßig mindestens fünf Medikamente einnehmen; bei der Ausgestaltung des Medikationsmanagements müssten die Apotheker federführend sein und selbstverständlich müssten diese Leistungen angemessen honoriert werden.
Beim Angebot von Dienstleistungen sind die Apotheker in der Schweiz ihren deutschen und österreichischen Kollegen ein wenig voraus. Sie impfen und bieten Medikationschecks sowie weitere Services an. Etwa ein Achtel ihres Honorars verdienen sie laut Jordan bereits mit Dienstleistungen. Allerdings stehen sie dabei oftmals in der Konkurrenz zu den Ärzten – entsprechend angespannt ist das Verhältnis der beiden Berufsgruppen zueinander.
Kiefer und Wellan setzen zwar ebenfalls auf mehr Dienstleistungen zu einem angemessenen Honorar, von einer offenen Konfrontation mit den Ärzten halten sie allerdings wenig. Kiefer: »Es geht uns nicht um Macht, sondern um Kompetenz. Ärzte und Apotheker müssen zusammenarbeiten, um die Arzneimittelversorgung zu verbessern.« Vor allem beim gemeinsamen Projekt ARMIN sei eine Kooperation der Heilberufler essenziell notwendig.
Patienten selbst betreuen
BAK-Präsident Andreas Kiefer
Foto: PZ/Müller
Für Wellan steht fest, dass die Apotheker in allen Arzneimittelfragen die Patienten selbst betreuen und beraten müssen. Es wäre ein großer Fehler, anderen Interessensgruppen, etwa den Krankenkassen, diese Aufgabe zu überlassen. Niemand könne so gut und diskret beraten wie der Apotheker vor Ort. Die persönliche Beratung der Patienten sei auch deshalb wichtig, weil ansonsten die Gefahr bestehe, dass Interessierte diese Aufgabe übernähmen mit der Gefahr, dass Patientendaten sachfremd verwendet oder verkauft werden. Dies müsse der Apotheker verhindern.
Deutliche Unterschiede gibt es in den drei Ländern beim Umgang mit dem Notfallkontrazeptivum Pille danach. Die beiden Alpenländer gehen weitaus weniger restriktiv mit dem in Deutschland umstrittenen Präparat um. In der Schweiz stünden die Apotheker als Abgabestelle des Notfallkontrazeptivums im Sozialgesetz, sagte Jordan. Allerdings werden sie dazu verpflichtet, gemeinsam mit der Patientin einen Fragebogen auszufüllen. Die Patientin muss ihren Namen nicht angeben. Nach Möglichkeit soll sie angehalten werden, das Medikament noch in der Apotheke einzunehmen, damit es nicht als Verhütungsmittel für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben wird.
Nach Jordans Vorstellungen soll der Apotheker bei der Abgabe des Präparats nicht nur über Möglichkeiten der Verhütung informieren, sondern auch über das Vermeiden von Geschlechtskrankheiten.
Sein österreichischer Kollege Wellan riet, gegenüber den betroffenen Frauen nicht als Schulmeister aufzutreten. Wichtig sei eine unaufgeregte sachliche Beratung. Bei der Pille danach könnten die Apotheker als Berater viel Ansehen gewinnen. Sie könnten aber mit einer schlechten Beratung auch viel verlieren. In Österreich dürfen die Apotheker laut Wellan seit fünf Jahren die Pille danach abgeben. Sie wird dort als ein Medikament wie jedes andere behandelt. Dazu gehört auch, dass sie in Notfällen, wie andere Arzneimittel auch, vom Apotheker ohne Rezept abgegeben werden darf. Was ein Notfall ist, entscheidet der Apotheker selbst.
Dieser Umgang mit dem Präparat habe sich bewährt, sagte Wellan. »In den vergangenen fünf Jahren hat es kein einziges Problem bei der Abgabe der Pille danach gegeben«, sagte er. Die österreichischen Apotheker hätten Erfahrung im Umgang mit dem Arzneimittel und wüssten, dass es kein Bonbon sei. Das seien andere Arzneimittel aber auch nicht. /