Bis zu einer Million Kranke |
30.01.2007 11:26 Uhr |
Bis zu einer Million Kranke
Von Christina Hohmann
Die hochansteckenden Noroviren breiten sich in Deutschland aus. Für die kommenden Wochen rechnet das Robert-Koch-Institut in Berlin mit einem neuen Rekordstand der Magen-Darm-Infektionen: Bis zu einer Million Menschen könnten erkranken.
Allein in Nordrhein-Westfalen meldeten Ärzte in den ersten vier Wochen des Jahres 3400 Fälle von Norovirus-Infektionen, gibt das Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Münster bekannt. Im Vorjahr waren es im gesamten Januar nur 1000 Infektionen. Bereits im Dezember 2006 hatte das RKI vor einer starken Epidemie in diesem Winter gewarnt. Typischerweise treten Norovirus-Infektionen vermehrt in der kalten Jahreszeit auf. Doch dieses Jahr sei die Erkrankungswelle besonders stark und habe auch sehr früh eingesetzt, sagt die RKI-Epidemiologin Judith Koch.
Noroviren (früher als Norwalk-like-Viren bezeichnet) sind für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Gastroenteriden verantwortlich. Vor allem alte Menschen und Kleinkinder sind betroffen. Häufig führen die Erreger zu kleinen Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäusern und Altersheimen. Bei Kleinkindern und Säuglingen stellen Noroviren nach Rotaviren die zweithäufigste Ursache von Magen-Darm-Infekten dar.
Nach einer kurzen Infektionszeit von 10 bis 50 Stunden setzen bei Infizierten schwere Durchfälle und heftiges Erbrechen ein. Patienten fühlen sich schwer krank und klagen zum Teil über abdominale Schmerzen, Übelkeit, Myalgien und Kopfschmerzen. In der Regel klingen die Symptome nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Für ältere oder bereits geschwächte Menschen kann die Erkrankung, vor allem der massive Flüssigkeitsverlust, gefährlich werden. Im vergangenen Jahr starben laut RKI-Angaben 19 Menschen in Deutschland an der Magen-Darm-Infektion.
Noroviren sind hochinfektiös: Bereits zehn Viruspartikel reichen aus, um einen Menschen anzustecken. Die Erreger werden fäkal-oral oder über virushaltige Aerosole, die beim Erbrechen entstehen, übertragen. Der direkte Kontakt mit Erkrankten ist der Hauptinfektionsweg. Daneben können auch kontaminierte Speisen, Getränke oder Gegenstände zu einer Infektion führen. Eine Impfung zum Schutz vor Noroviren existiert nicht. Infektionen lassen sich aber durch konsequente Händehygiene vermeiden, sagt RKI-Präsident ReinhardKurth. Vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen sollte sich nach jedem Toilettengang sorgfältig die Hände gewaschen werden. Eine einfache Strategie bei der Vermeidung einer Ansteckung ist auch der Verzicht auf Händeschütteln. Von besonderer Bedeutung ist die Desinfektion von kontaminierten Flächen, vor allem in Bad und WC.