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Polen

Streit um Ellaone

21.01.2015  09:49 Uhr

Von Sebastian Becker, Warschau / Die Regierung in Polen arbeitet den rechtlichen Rahmen für die Freigabe der Pille danach aus, nachdem die EU-Kommission das Präparat Ellaone® aus der Rezeptpflicht entlassen hat. Die Politik hat sich damit sofort den Zorn der Bischöfe zugezogen. Ein harter Kampf steht bevor.

»Sag Nein zur pharmakologischen Abtreibung!« Mit dieser klaren Losung versucht seit einigen Tagen in Krakau das Piotr-Skargi-Institut (PSI) gegen Ellaone Front zu machen. Das kirchliche Institut fordert die Polen auf, eine Erklärung zu unterzeichnen, die sie elektronisch direkt an die Regierungschefin schicken sollen – die liberalkonservative Ewa Kopacz.

Das PSI ist eine Art kirchliches Agitations­zentrum, das mithilfe gesellschaftlicher Kampagnen versucht, christliche Werte durchzusetzen. Diesmal hat es die Absicht der polnischen Regierung ins Visier genommen, die Abgabe der Pille danach ohne Rezept zu erlauben. Die EU-Kommission hatte in der zweiten Januarwoche die Verschreibungspflicht für das Produkt aufgehoben. Polen will nun damit beginnen, das nationale Recht an diese Entscheidung anzupassen.

 

Die Regierung will an dieses Thema nicht ideologisch herangehen. Für sie steht im Mittelpunkt, die sichere Abgabe zu gewährleisten. »Denn auch junge Leute werden danach fragen«, so Kopac­z in einem Radiointerview. Deswegen werde sie sich dafür einsetzen, dass sehr junge Mädchen nur einen begrenzten Zugang dazu erhalten.

 

Die Regierungschefin ist sich sehr wohl bewusst, dass Ärzte dieses Produkt unterschiedlich bewerten. »Das stimmt, doch wenn es für den Verkauf in ganz Europa zugelassen ist, dann muss es den Zulassungsprozess durchlaufen haben«, erklärte Kopacz, die darauf anspielte, dass diese Arznei deswegen für die Patientinnen sicher sein müsse.

 

Doch dürfte es nicht leicht sein, die Polen davon zu überzeugen. Das Piotr-Skargi-Institut hat bei seinen Kampagnen schon fast 30 000 Unterschriften gegen Ellaone gesammelt. Und die polnischen Bischöfe sprechen offiziell von »einer schweren Sünde«, wenn dieses Medikament angewendet wird. /

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