Jedes siebte Paar ignoriert Vorsorge |
24.01.2012 16:07 Uhr |
Von Eugenie Wulfert, Berlin / Das Thema Altersvorsorge verun- sichert viele Menschen heute mehr denn je. Gerade deswegen streben Paare gemeinschaftliche Entscheidungen an, wie jetzt eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge ergab. Allerdings gehen sie dabei häufig irrational und planlos vor.
70 Prozent der Paare entscheiden sich gemeinsam bei langfristigen Geldanlagen und Altersvorsorge. Allerdings handeln sie dabei oftmals unkoordiniert und planlos. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie »Psychologie der Altersvorsorge – Wie entscheiden Paare?«, die jetzt in Berlin vorgestellt wurde und das Verhalten von Paaren beim Thema Altersvorsorge beleuchtet.
Viele Paare befassen sich höchst ungern mit ihrer Altersvorsorge. Dieses sorglose Ignorieren kann sich später bitter rächen.
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Für die nicht repräsentative Untersuchung im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) befragte man Paare mit monatlichem Bruttoeinkommen zwischen 2500 und 7500 Euro in einem Alter zwischen 25 und 50 Jahren. Damit seien lediglich Haushalte berücksichtigt worden, die zum einen ausreichende finanzielle Möglichkeiten haben, für das Alter vorzusorgen, und zum anderen vom Ruhestand zeitlich noch relativ entfernt seien, sagte der Psychologe und Marktforscher Stephan Grünewald, einer der drei Autoren der Studie.
Die Untersuchung zeigt, dass die Befragten dem Thema Altersvorsorge mit großer Unsicherheit und zum Teil mit irrationalen Strategien begegnen. »Sich mit der Altersvorsorge zu beschäftigen, bedeutet auch immer, sich mit dem eigenen Tod, der drohenden Hinfälligkeit, dem Verlust von Schaffenskraft und Vitalität auseinanderzusetzen«, erläuterte Grünewald. Deshalb würden Menschen dazu neigen, das Thema Altersvorsorge auszublenden, kleinzureden oder zu verschieben, und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Insgesamt konnten die Studienautoren sechs unterschiedliche Vorsorgetypen identifizieren. Am häufigsten ist der »hortende Hamsterer« (26 Prozent der Befragten). Dieser Typus sucht Vorteile wie staatliche Förderung und häuft Vermögen an. Dennoch seien sie immer unzufrieden und haben das Gefühl, dass das Vermögen nie reichen wird, sagte Grünewald.
Ebenso oft wurde der »planvolle Umschichter« unter den Befragten ausgemacht. Er ist sehr organisiert und kennt sich in der Wirtschaft gut aus. In jeder Lebensphase schichtet er die Altersvorsorge um und passt sie an neue Anforderungen an.
Fast jedes siebte Paar zählt zu sogenannten »sorglosen Ignorierern«, die sich höchst ungern mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigen. Der »abwartende Angsthase« (zwölf Prozent der Befragten) ist wenig entscheidungsfreudig. Aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, verharrt dieser Typus in einer ewigen Warteschleife, während das Geld auf einem Tagesgeldkonto deponiert wird.
Etwa jedes zehnte Paar gehört der Studie zufolge zum Typus »lockerer Verteiler« (elf Prozent der Befragten), der zwar eine Reihe unterschiedlicher Vorsorge-Depots angelegt hat, aber teilweise vergisst, was er alles gemacht hat. Obwohl dieser Typus dem Alter mit einem Gefühl von Sicherheit entgegenblickt, sei diese Zuversicht laut Studie eher gefühlt als real.
»Getriebene Jongleure« sind ständig auf der Suche
Den Abschluss bildet der »getriebene Jongleur« (sieben Prozent der Befragten), der ständig auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten ist. Seine Vorsorgestrategie sei zwar vielseitig, wirke aber zugleich unsystematisch.
»Quer durch alle Vorsorgetypen wirken lange Laufzeiten und fixe Beiträge eher abschreckend«, sagte DIA-Sprecher Bernd Katzenstein. Seit der Finanzkrise sei die Bank für die Menschen nicht mehr verlässlich. Sie ist sterblich und kann im schwarzen Loch der Finanzkrise versinken – samt allen persönlichen Spareinlagen oder Wertpapieren. »Beliebt sind daher vor allem Produkte, die hohe Flexibilität und Lebendigkeit im Alter versprechen und damit neben einer finanziellen auch eine psychologische Rendite bieten«, sagte Grünewald.
Dazu würden Lebensversicherungen, Tagesgeldkonten und Sparbücher zählen. Produkte, die staatliche Geldgeschenke beinhalten, wie vermögenswirksame Leistungen, Basis- und Riester-Renten, erscheinen laut Grünewald vielen ebenfalls attraktiv. /