Grippekrank trotz Impfung |
10.01.2012 16:25 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler / Absolute Sicherheit gibt es im Leben nicht. Das gilt auch für die jährliche Influenza-Impfung, obwohl diese die wichtigste Maßnahme zur Prävention der Virusgrippe darstellt. Denn unter bestimmten Bedingungen können auch geimpfte Personen eine Influenza entwickeln. Darauf weist aktuell das Robert-Koch-Institut (RKI) hin.
Möglich ist dies etwa, wenn die Infektion in den ersten sieben bis zehn Tagen nach der Impfung erfolgt. Dann ist die Antikörperbildung noch im Gang und der Impfschutz nicht vollständig ausgebildet. Auch nach Abschluss der Antikörperproduktion kann es noch zu Impfdurchbrüchen kommen: Bei Kindern, älteren oder immungeschwächten Menschen wird das Immunsystem durch die Impfung teilweise nicht ausreichend stimuliert. Die Vakzine schützt also nicht alle Geimpften 100-prozentig vor einer Infektion. Eine Grippeerkrankung trotz Impfung ist ebenso möglich, wenn der Patient zum Zeitpunkt der Impfung bereits infiziert war, aber noch keine Symptome hatte (Inkubationszeit).
Es gibt aber auch Fehldiagnosen: Viele Patienten verwechseln einen grippalen Infekt mit einer Influenza. Fälschlicherweise halten sie Atemwegsinfekte, die durch viele andere Erreger verursacht werden können, für ein Impfversagen. Gegen diese anderen Erreger könne die Grippeimpfung selbstverständlich nicht schützen, betont das RKI. Auch leichte fiebrige Reaktionen nach der Impfung dürften nicht mit einer Atemwegs- oder Grippeinfektion verwechselt werden.
Eine Influenza beginnt typischerweise plötzlich: Aus vollem Wohlbefinden heraus fühlt sich der Patient auf einmal schwerkrank. Fieber über 38,5 Grad Celsius, trockener Reizhusten und Halsschmerzen, Muskel- und/oder Kopfschmerzen kommen hinzu. Weitere Symptome können allgemeine Schwäche, Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sein.
Allerdings zeigt nur etwa ein Drittel der Patienten die genannten Symptome. Bei einem Drittel der Patienten nimmt die Influenza einen leichteren und bei einem weiteren Drittel einen asymptomatischen Verlauf. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Atemnot (Apnoe), obstruktive Bronchitis, Mittelohrentzündung oder Magen-Darm-Symptome auftreten. /
Der aktuelle Influenza-Impfstoff hat dieselbe Antigenzusammensetzung wie der Impfstoff der vorigen Saison. Da die Schutzwirkung einer Impfung jedoch mit der Zeit abnimmt und ein Teil der Geimpften nach einem Jahr nicht mehr ausreichend geschützt ist, empfiehlt die Ständige Impfkommission die erneute Impfung für alle Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Das sind Menschen über 60 Jahre, Alten- und Pflegeheimbewohner, chronisch Kranke jeden Alters, Schwangere sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen. Wer die Impfung im Herbst 2011 verpasst hat, sollte sie möglichst rasch nachholen.