Center-Apotheke als werbefreie Zone |
10.01.2012 15:23 Uhr |
Von Uta Grossmann / Die Apotheke im Westpark in Ingolstadt sieht anders aus als die typische Center-Apotheke. Inhaber Stefan Leicht nutzte den Umbau im Zuge einer Erweiterung für einen kompletten Strategiewechsel: Es gibt keine Werbematerialien mehr, keine Aufsteller oder Logos von Firmen.
»Back to the roots«, zurück zu den Wurzeln, war das Motto des Umbaus, den Apotheker Stefan Leicht zusammen mit dem Einrichtungshaus OBV Objektbau Bomers aus Vreden gestemmt hat. Leicht gründete die Apotheke im Ingolstädter Einkaufszentrum Westpark 1996. Seither hat er sie zweimal erweitert, einmal 2005 um 80 Quadratmeter und dann im vergangenen April noch mal um 170 Quadratmeter.
Die Apotheke im Westpark setzt mit neuer Einrichtung auf ein neutrales Erscheinungsbild, um sich von Drogerien und Parfümerien abzusetzen.
Mit der jüngsten Erweiterung auf nunmehr 500 Quadratmeter vollzog er einen kompletten Strategiewechsel. Die weitläufige Offizin wirkt schlicht, aufgeräumt und freundlich, die Einrichtung ist reduziert auf das Wesentliche. Weiße Regale, dunkler Fußboden.
Ungewöhnlich schlicht und reduziert aufs Wesentliche
Vor den Handverkaufstischen bitten rot-weiße Streifen auf dem Boden die Kunden, aus Gründen der Diskretion Abstand zu halten. Keinerlei Merchandisingmaterialien, Aufsteller oder Logos von Firmen sind zu sehen. Ungewöhnlich für eine Center-Apotheke, die klassischerweise viel Laufkundschaft hat und erheblich mehr freiverkäufliche OTC-Arzneimittel umsetzt als die Kiez-Apotheke mit einem großen Anteil an Stammkunden. Apotheker Leicht hat sich entschlossen, seine Apotheke zur werbefreien Zone zu machen, weil er der »festen Überzeugung« ist, »dass Apotheke nur als Apotheke überleben kann, wenn sie auch als solche erkannt und empfunden wird«. Er möchte ein wertneutrales Erscheinungsbild seiner Apotheke, das »nicht geprägt durch große Marken« sein soll. Durch die Lage im Einkaufszentrum sind Drogerien, Discounter und Parfümerien in unmittelbarer Nähe. »Hier gilt es, sich abzugrenzen und Farbe zur Individualberatung bei Arzneimitteln zu bekennen«, sagt Leicht.
Die Medikamente und die Beratung sollen im Vordergrund stehen, nicht die großen Marken der Pharmaindustrie.
Fotos: OBV Objektbau Bomers
Zu dieser konsequenten Positionierung gehört für den Ingolstädter Pharmazeuten auch, dass seine Apotheke kein Mitglied einer Kooperation ist. »Es existiert nur der Name der Apotheke und das rote Apotheken-A«, so Leicht. Shopkonzepte mit Kosmetikmarken wie Vichy und Eucerin, die über Jahre die Offizin prägten, sind Vergangenheit.
Der Erfolg gibt dem Apotheker recht. Die Kunden hätten positiv auf den »gewagten Schritt« reagiert und die Zahlen beim Abverkauf bestätigten, dass der neue Stil ankomme, sagt Leicht. »Die Kunden danken die Struktur und die Übersichtlichkeit, die großzügigen Laufwege, mit denen wir uns intensiv beschäftigt haben, und den behindertengerechten HV-Tisch.«
Auch das Einrichtungshaus freut sich über die gelungene Umsetzung des Projekts. Das gemeinsame Ziel sei »eine zeitgemäße, verkaufsfördernde und emotionalisierende Apotheke mit durchdachtem category management« gewesen, sagt OBV-Geschäftsführer Heinz Pöhling. »Ein besonderes Augenmerk legten wir auf Diskretionszonen und einen optimalen Arbeitsablauf, der eine ruhige Atmosphäre sowohl für den Kunden als auch für die Mitarbeiter in der Apotheke bedeutet«, so Pöhling. Dadurch bleibe mehr Zeit für das Wesentliche, die Beratung der Kunden. /