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Gewichtsregulation

Auch das Gehirn kann insulinresistent werden

Palmöl als Problem

Wie kommt die zentralnervöse Insulinresistenz zustande? Wenn man Tieren über drei Tage eine fettreiche Diät füttere, zeigten sie bereits Anzeichen einer zentralnervösen Insulinresistenz, berichtete Kleinridders. »Drei Tage Fehlernährung reichen dafür schon aus.« Dabei spielen bestimmte Fettsäuren eine besondere Rolle, wie seine eigene Arbeitsgruppe bei Mäusen zeigen konnte. Eine zentralnervöse Insulinresistenz ließ sich bei den Tieren nur mit langkettigen gesättigten Fettsäuren induzieren, vor allem dem Palmitat. Kurzkettige Fettsäuren und auch Cholesterol hätten diesen Effekt nicht, Erstere könnten sogar protektiv wirken. »Es kommt also sehr auf die Qualität des Fetts in der Nahrung an«, machte der Referent deutlich.

Auch bei adipösen Patienten sei eine zentralnervöse Insulinresistenz nachweisbar. Der Körper könne dann die endogenen Signale zur Regulation der Nahrungsaufnahme nicht mehr erkennen. »Intuitives Essen funktioniert dann nicht mehr«, sagte der Ernährungsmediziner. Neben der Energiehomöostase und dem Stoffwechsel habe eine Insulinresistenz auch negative Auswirkungen auf die Emotionen und das Verhalten. Zumindest in Tierversuchen habe man nachweisen können, dass eine ernährungsbedingte Insulinresistenz im Gehirn über Störungen des dopaminergen Systems auch zu depressivem und ängstlichem Verhalten führt.

Eine akute zentralnervöse Insulinresistenz lasse sich mit normaler (nicht hochfetter) Ernährung nach wenigen Tagen wieder auflösen, sagte Kleinridders. Man kenne dies von den Feiertagen: Nach mehreren Tagen hochkalorischen fetten Essens können anschließend mehrere Tage mit gesundem Essen den Stoffwechsel wieder normalisieren. Bei lang anhaltender Fehlernährung werde aber vermutlich eine Art Schalter umgelegt und die zentralnervöse Insulinresistenz chronifiziere, so der Experte. Dies sei aber noch in der Erforschung.

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