Atemwegserkrankungen leicht rückläufig, aber auf hohem Niveau |
Während die Infektrate bei den Kinder langsam sinkt, steigt sie bei den Erwachsenen ab 35 Jahren. / Foto: Getty Images/courtneyk
Nach zwei Jahren Weihnachten unter Pandemie-Bedingungen hatten in diesem Jahr viele auf sorgenfreiere Feiertage gehofft. Nun führen jedoch unter anderem die Grippewelle und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zu einer hohen Zahl an Atemwegserkrankungen. Auch das Coronavirus mischt weiter mit.
Insgesamt sind rund 9 Millionen Menschen in Deutschland an einer akuten Atemwegsinfektion erkrankt, wie die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI) in ihrem Bericht zur vorigen Woche (12.-18.12.) mitteilte. Demnach werden womöglich viele das Bett hüten müssen, anstatt besinnlich unter dem Baum zu sitzen.
Immerhin sei das Niveau der Erkrankungen im Vergleich zur Vorwoche leicht gesunken, berichtete das RKI. Dies sei auf eine abnehmende Krankheitszahl bei Kindern bis zu 14 Jahren zurückzuführen. In den Altersgruppen ab 35 Jahren sei sie dagegen gestiegen.
Insgesamt liege die Verbreitung von akuten Atemwegserkrankungen weiterhin sehr deutlich über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen, teilte das RKI mit. Auch schwere Verläufe gebe es weiterhin viele. Die Daten wurden mit Hilfe von Bürger-Angaben geschätzt und umfassen auch leichtere Atemwegserkrankungen.
Die hohen Zahlen machen sich auch in den Hausarztpraxen bemerkbar: «Das Arbeitspensum, das die Hausärztinnen und Hausärzte und ihre Praxisteams derzeit stemmen müssen, ist vergleichbar mit dem während den Hochzeiten der Corona-Pandemie», erklärte Nicola Buhlinger-Göpfarth, stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes. Hinzu kämen krankheitsbedingte Personalausfälle.
Die Leistungen, die zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Influenza, Corona oder dem RS-Virus erbracht würden, müssten zusätzlich vergütet werden. «Wir brauchen dringend Sofortmaßnahmen zur Entlastung und Stärkung der hausärztlichen Versorgung, vergleichbar mit denen, die während der Corona-Pandemie von der Politik ergriffen wurden», sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier.
In Anbetracht des hohen Patientenaufkommens solle außerdem kurzfristig ermöglicht werden, dass eine Krankmeldung von Kindern für mindestens drei Tage ohne ärztliches Attest auskomme. Bei der telefonischen Krankschreibung fordert der Verband ebenfalls eine Anpassung an die aktuelle Lage – sie müsse genauso hoch vergütet werden wie eine Krankschreibung nach einem persönlichen Praxisaufenthalt. «Die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen würden kurzfristig wirken und die Belastung in den Praxen spürbar reduzieren», sagte Buhlinger-Göpfarth.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.