Asthma-Medikamente steigern Kraft und Sprints |
Daniela Hüttemann |
06.08.2020 17:00 Uhr |
Keine Frage: Asthma-Patienten sollten nicht ohne ihren Inhalator zum Sport gehen. Für Nicht-Asthmatiker gilt die Anwendung jedoch als Doping. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Grundsätzlich stehen β2-Agonisten, die normalerweise bei Asthma zum Einsatz kommen, auf der Liste verbotener Substanzen der Welt-Doping-Agentur WADA. Eine Ausnahme sind inhalative Applikationsformen von Salbutamol, Formoterol und Salmeterol, die natürlich nur bei Asthma-kranken Sportlern zum Einsatz kommen dürfen, denn sonst gilt die Benutzung ebenfalls als Doping.
Dass die Medikamente bei Sportlern, die kein Asthma haben, tatsächlich die Performance steigern, bestätigt ein neuer Review, das vor Kurzem im »British Journal of Sports Medicine« erschien. Vier Forscher der Western Norway University of Applied Science in Sogndal und der Norwegian School of Sport Sciences in Oslo haben dazu 34 Studien von Hobbyathleten bis zu Profisportlern mit und ohne Asthma ausgewertet; allerdings nur mit insgesamt 472 Teilnehmern, also keine besonders breite Datenlage. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Nutzung von β2-Agonisten bei Nicht-Asthmatikern die Performance im anaeroben Bereich um 5 Prozent gegenüber einer Placebo-Behandlung steigern kann. Dabei konnte die für Läufer wichtige Sprint-Performance um 3 Prozent und die Kraft, die Gewichtheber brauchen, um 6 Prozent erhöht werden. Dies sei eine Verbesserung, die in den meisten athletischen Wettbewerben den Ausgang ändern würde, so die Autoren.
Das Ausmaß der Leistungssteigerung war dabei auch von der Dosis und der Applikationsroute abhängig. Dabei hatte die orale Anwendung einen größeren Effekt als die inhalative. Für die erlaubten inhalativen β2-Agonisten Salbutamol, Formoterol und Salmeterol ließ sich kein signifikanter Unterschied, wohl aber eine Tendenz gegenüber Placebo finden, auch mit der Dauer der Anwendung.
»Dies bedeutet, dass es immer noch unklar ist, ob zugelassene Dosen [dieser Arzneistoffe] die anaerobe Performance verbessern«, so das Fazit der Autoren. Neben der geringen Teilnehmerzahl und deren Variabilität geben die Forscher als Schwachpunkt ihrer Analyse noch an, dass die Leistungssteigerung anhand von Labortests und nicht im tatsächlichen Wettbewerb gemessen wurde.
Trotzdem legen sie ihre Ergebnisse der WADA und »allen, die an Chancengleichheit im Wettbewerbssport interessiert sind« ans Herz. Sie meinen: »Der Gebrauch von β2-Agonisten bei Athleten sollte reguliert und limitiert werden auf diejenigen mit einer Asthma-Diagnose, die durch objektive Tests dokumentiert wurde.«