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ARZNEISTOFFE

Methylnaltrexon|Relistor®|13|2008

STOFFGRUPPE
13 Antidota
WIRKSTOFF
Methylnaltrexon
FERTIGARZNEIMITTEL
Relistor®
HERSTELLER

TMC Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
07/2008
DARREICHUNGSFORM

12 mg Injektionslösung

ATC-CODE
A06AH01
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Relistor ist zugelassen zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation bei schwer kranken Patienten in der Palliativsituation, die auf andere Laxanzien nicht genügend ansprechen.

Wirkmechanismus

Methylnaltrexon ist ein peripher wirksamer Antagonist am μ-Opioidrezeptor. Das tertiäre Ammoniumsalz Methylnaltrexoniumbromid ist das N-methylierte Derivat des zentral und peripher wirksamen Antagonisten Naltrexon. Gegenion des quaternären Amins ist Bromid. Die Methylierung erhöht deutlich die Polarität des Moleküls und senkt seine Lipidlöslichkeit. Dadurch kann Methylnaltrexoniumbromid die Blut-Hirn-Schranke so gut wie nicht überwinden und wirkt im Darm als selektiver peripherer μ-Rezeptor-Antagonist. Die Affinität zu κ- und δ-Opioid-Rezeptoren ist deutlich geringer. Die Opioideffekte im Zentralnervensystem werden nicht beeinflusst.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt 8 mg Methylnaltrexoniumbromid für Patienten mit einem Gewicht von 38–61 kg und 12 mg für Patienten mit einem Gewicht von 62–114 kg jeden zweiten Tag. Das Dosisintervall kann verlängert werden. Die Gabe erfolgt als subkutane Injektion vorzugsweise in den Oberschenkel, Bauch oder Oberarm.

Wichtige Wechselwirkungen

Methylnaltrexon beeinflusst nicht die Pharmakokinetik von Arzneistoffen, die über Cytochrom-P450-Isoenzyme metabolisiert werden, und wird selbst nur minimal durch diese verstoffwechselt.

Nebenwirkungen

Häufigste unerwünschte Wirkungen in den Studien zu Methylnaltrexon waren Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Flatulenz. Dass nur etwa die Hälfte der Patienten auf das Medikament ansprach, kann mit den (auch bei Gesunden) vielfältigen Ursachen einer Obstipation zusammenhängen.

 

Für die rein periphere Wirksamkeit von Methylnaltrexoniumbromid spricht, dass die Patienten während der Therapie weder vermehrte Schmerzen hatten noch die Opioiddosen steigerten. Die Nebenwirkung Schwindel kann nicht nur zentral, sondern multifaktoriell bedingt sein.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Methylnaltrexon ist kontraindiziert bei Patienten mit bekanntem oder vermutetem mechanischen gastrointestinalen Verschluss oder akutem chirurgischen Abdomen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Wirksamkeit und Sicherheit von Methylnaltrexon wurden in zwei Studien geprüft. In einer Studie bekamen 154 Patienten doppelblind eine einzelne Injektion von Methylnaltrexoniumbromid 0,15 mg/kg oder 0,3 mg/kg Körpergewicht oder Placebo. Nach vier Stunden hatten 62 beziehungsweise 58 Prozent der Patienten, die Verum bekommen hatten, eine Darmentleerung gegenüber 14 Prozent der Placebo-Patienten. Die Patienten konnten die Therapie unverblindet für weitere vier Wochen fortsetzen. In der zweiten Studie bekamen 133 Patienten zwei Wochen lang jeden zweiten Tag Verum oder Placebo. Knapp die Hälfte der Patienten sprach auf das Verum innerhalb von vier Stunden an (16 Prozent unter Placebo). Meistens trat der Stuhlgang innerhalb von 30 bis 60 Minuten ein, was aufgrund der Planbarkeit für schwer kranke Menschen eine Erleichterung bedeutet. Die Ansprechrate blieb auch in Anschlussstudien über drei Monate unverändert, das heißt, es trat keine Gewöhnung ein.

Besonderheiten

Relistor ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Relistor ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Methylnaltrexon

Methylnaltrexon

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

naltrexonium.wrl

Weitere Hinweise

Während der Schwangerschaft sollte Methylnaltrexon nur angewendet werden, wenn dies zwingend erforderlich ist. In der Stillzeit muss abgewogen werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Methylnaltrexon zu unterbrechen ist.

Letzte Aktualisierung: 02.11.2015