Arzneistoffe im Abwasser |
Es gibt bereits seit einigen Jahren die Konzepte der »grünen Chemie« und »nachhaltigen Chemie« (22). Ziele sind unter anderem, bewusst gefährliche Chemikalien und deren Eintrag in die Umwelt zu vermeiden, ressourcenschonend zu produzieren und langlebige Produkte herzustellen. Diese Prinzipien können in ein Konzept einer nachhaltigen Pharmazie übernommen und erweitert werden, doch reichen sie nicht aus.
Das Leitbild einer nachhaltigen Pharmazie ist es, eine langfristig hohe Lebensqualität künftiger Generationen zu ermöglichen. Hierfür müssen Aspekte der Umwelt und der Therapiesicherheit entlang des gesamten Lebenswegs eines Arzneistoffs einbezogen werden. Ziel ist es, alle Schritte von der Rohstoffgewinnung zur Produktion bis zur Entsorgung eines Arzneistoffs möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten und Alternativen zur Arzneimitteltherapie zu fördern. Die pharmazeutische Forschung und Entwicklung können sich umweltbewusst ausrichten. Eine präventive Ausrichtung im Gesundheitssystem, rechtliche und finanzielle Förderung nachhaltiger Entwicklung, gute Aufklärung der Bevölkerung, (umwelt-)bewusste Verschreibung und Einnahme von Arzneimitteln gehören zur nachhaltigen Pharmazie.
Karina Witte studierte Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihre Diplomarbeit fertigte sie in Kooperation mit dem Centre of Biomedical Research, Lucknow, Indien, an. Seit 2018 ist sie Doktorandin im Bereich der Biokatalyse und Biosyntheseforschung im Arbeitskreis von Professor Müller und etabliert mit ihrer Arbeiten Aspekte einer nachhaltigen Pharmazie in Forschung und Lehre. Begleitend macht sie die Weiterbildung zur Fachapothekerin für Toxikologie und Ökologie.
Professor Dr. Michael Müller ist promovierter Chemiker und seit 2004 Professor für Pharmazeutische und Medizinische Chemie. Er ist mitverantwortlich für das Beschreiten neuer Wege in der universitären Pharmazie, so bei der Einführung der BSc/MSc-Studiengänge »Pharmazeutische Wissenschaften« und der Etablierung von drei neuen Professuren und eines interdisziplinären Ethikseminars. Im Mittelpunkt seiner Forschung stehen biomimetische und biosynthetische Themen.