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Umweltschutz

Arzneistoffe im Abwasser

Die Themen nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Umweltschutz sind aktueller denn je. Arzneimittelrückstände in der Umwelt beeinflussen ganze ­Ökosysteme und eine Risikoabschätzung ist nur bedingt möglich. Ein (umwelt-)bewusster Umgang mit Arzneimitteln ist besonders wichtig, um den Eintrag von Wirkstoffen in die Natur zu minimieren.
Michael Müller
Karina Witte
01.12.2019  08:00 Uhr

Verantwortung der Universitäten

Heute ist es grundsätzlich möglich, die Struktur von Arzneistoffen nach dem Konzept »Benign by Design« so zu gestalten, dass diese in der Umwelt gut abgebaut werden können (19). Hierbei ist es wichtig, Forschung und Entwicklung nachhaltig auszurichten, um bewusst umweltverträglichere Arzneistoffe auf den Markt zu bringen.

Ein Beispiel sind fluorierte Arzneistoffe und deren Alternativen. Fluorierte und besonders perfluorierte Sub­stanzen kommen als Naturstoffe kaum vor und werden in Kläranlagen und durch Mikroorganismen häufig nur schlecht abgebaut. Dennoch sind etwa 25 Prozent aller Arzneistoffe fluoriert, obwohl es in jeder Substanzklasse ­Alternativen gäbe (20). Als Beispiel: ­Sitagliptin ist ein mehrfach fluoriertes Gliptin, während Vida- und Saxagliptin ohne Fluoratom auskommen.

Den Universitäten kommt in der Lehre eine große Bedeutung zu, um Studierende frühzeitig zu sensibili­sieren. Die Risikobewertung von Arzneistoffen und deren Verbleib nach ­Verlassen des Körpers in der Umwelt wurden bisher vorrangig von Umweltchemikern und Ökotoxikologen gelehrt. Solche Aspekte sollten grundsätzlich auch in Vorlesungen im ­Pharmazie- und ­Medizinstudium behandelt werden.

Erste Ansätze in der Pharmazie gibt es beispielsweise an den Universitäten Freiburg und Kiel. In Kiel wird ein Forschungsprojekt zur Entsorgung von ­Altarzneimitteln ausgeführt. In Freiburg wird in der Hauptvorlesung neben den chemischen Aspekten und der Synthese einzelner Arzneistoffe auch deren Abbaubarkeit in der Umwelt betrachtet. Außerdem ermöglichen freiwillige Veranstaltungen, zum Beispiel Workshops, den Studierenden eine Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ein Pilotprojekt, das auf sehr positive Resonanz bei den Studierenden stieß, gab es im Winter 2018 an der Universität Freiburg in Kooperation mit dem In­stitut für sozial-ökologische Forschung (ISOE, Frankfurt a.M.), der Universität Lüneburg und dem Öko-Institut Freiburg, unterstützt vom Umweltbundesamt (www.isoe.de/nc/forschung/projekte/). Hierbei lernten Studierende zwei Tage vormittags in Kurzvorträgen die verschiedenen Einfuhrwege von Arzneistoffen in die Natur, deren Vorkommen und Relevanz kennen. Nachmittags setzten sie sich in Kleingruppen aktiv mit Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten von Apothekern auseinander: in der Offizin und entlang der gesamten Entwicklungskette eines Arzneimittels, von der Forschung über Zulassung, Vermarktung bis hin zur Anwendung und Entsorgung.

Die europäische Kommission hat Anfang 2019 einen Strategieleitfaden zur Reduktion von Arzneimittelrückständen in der Umwelt veröffentlicht, in dem sie wichtige Handlungsfelder herausstellt. Langfristig sollen die Aufklärung und Ausbildung verbessert und eine umsichtige Anwendung von Arzneistoffen gefördert werden (21). Weitere Ziele sind, die Risikobewertung und Überwachungsdatenerhebung zu verbessern und bewusst Anreize für eine umweltfreundlichere Gestaltung von Arzneistoffen, für die Reduktion der Emissionen aus der Herstellung und des entstehenden Abfalls sowie eine verbesserte Abwasseraufbereitung zu setzen.

Bisher sollten die Unternehmen vor der Zulassung neuer Arzneimittel durch die EMA Daten zur Risikobewertung sammeln. Diese Daten werden aber weder veröffentlicht noch fließen sie bisher entscheidend in die Zulassung eines Humanarzneimittels ein. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten politischen Handlungen dem Strategie­leitfaden folgen.

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