Arzneistoffe im Abwasser |
In Studien werden in der Regel isolierte Organismen oder einzelne Fressbeziehungen betrachtet. In der Natur finden sich aber keine linearen Nahrungsketten, keine isolierten Beziehungen von zwei Organismen und keine einzeln vorliegenden Arzneistoffe. Vielmehr geht es um ganze Nahrungsnetze und eine Mischung vieler Arzneistoffe und Metaboliten in scheinbar geringen Konzentrationen, die in ihrer Kombination möglicherweise stärkere oder ganz neue Wirkungen entfalten.
Beispielsweise konnten mehrere Steroide im Wasser auch in Konzentrationen, die im Einzelnen nur geringen oder keinen Effekt zeigten, in Kombination die Eiproduktion bei Fischen deutlich stärker hemmen (17). Hier stößt die Forschung an ihre Grenzen. Um die Auswirkungen von Arzneimittelrückständen valide vorhersagen zu können, müssten wegen der Komplexität der Ökosysteme möglichst alle Arzneistoffe, Metaboliten und Abbauprodukte in möglichst vielen Organismen und Kombinationen getestet werden. Da etwa die Hälfte aller zugelassenen Humanarzneistoffe in Deutschland vom Umweltbundesamt als umweltrelevant eingestuft wird (3), ist dies unmöglich.
Ein wichtiger Beitrag zum Wasserschutz ist die Verhinderung von Verschmutzung. Dazu müssen das Problembewusstsein der Menschen gefördert und der Wille zum nachhaltigen Handeln gestärkt werden. Ein Beispiel ist die korrekte Entsorgung von verfallenen oder nicht genutzten Medikamenten (Kasten), denn die inkorrekte Entsorgung über die Toilette verschärft das Problem. Und eine vermehrte Einnahme von Arzneimitteln fördert die Mengen, die ins Abwasser gelangen.
Mögliche Ansätze zur Vermeidung von Arzneimittelrückständen sind:
Nicht verwendete Arzneimittel müssen fachgerecht entsorgt werden, um eine Einbringung in den Wasserkreislauf zu verhindern. Grundsätzlich gilt: Arzneimittel niemals über die Toilette oder das Waschbecken/die Spüle entsorgen!
Eine einheitliche Regelung zur Entsorgung von Arzneimitteln gibt es in Deutschland nicht, da die Entsorgung von Hausmüll auf kommunaler Ebene geregelt wird und sich daher regional unterscheiden kann. In der Gebrauchsinformation von Arzneimitteln werden spezielle Hinweise zur Entsorgung mitunter im Abschnitt 5 »Wie ist das Arzneimittel aufzubewahren?“ genannt. Dabei wird auf die Apotheker als Ansprechpartner verwiesen. Konkrete Informationen zur Entsorgung liefern die kommunalen Müllentsorgungsunternehmen oder die Website www.arzneimittelentsorgung.de, die allerdings in einigen Orten nicht mehr aktuell ist.
Sind in der Gebrauchsinformation eines Arzneimittels keine speziellen Hinweise genannt, können Arzneimittel in Deutschland in der Regel über den Restmüll entsorgt werden. Dieser wird größtenteils verbrannt, sodass die Wirkstoffe kein Problem mehr für die Umwelt darstellen. Nur an wenigen Orten findet noch eine biologische Abfallbehandlung statt. Hier sind andere Entsorgungspfade, beispielsweise über Schadstoffsammelstellen, wichtig.
Um Arzneimittelmissbrauch und die Gefährdung anderer Personen, zum Beispiel von Kindern, zu verhindern, sollten Medikamentenreste aus den Blistern herausgedrückt und zum Beispiel in Zeitungspapier eingewickelt werden. (Matrix-)Pflaster werden zerschnitten. Arzneimittelfläschchen sollen nicht ausgespült werden. Flüssige Arzneimittelreste entweder mit aufsaugenden Materialien aufnehmen oder in der geschlossenen Flasche im Restmüll entsorgen.
Die Rücknahme von Altarzneimitteln in Apotheken findet nur noch auf freiwilliger Basis statt. Größere Mengen von Arzneimittel können oft bei Schadstoffsammelstellen oder Recyclinghöfen abgegeben werden. In manchen Orten gibt es Alternativangebote wie die MEDI-Tonne in Berlin.