Apotheker sind sauer auf Spahn |
Benjamin Rohrer |
17.06.2021 17:00 Uhr |
Seit wenigen Tagen können Apotheker digitale Impfnachweise erzeugen. Jetzt soll allerdings schon die Vergütung dafür gesenkt werden. / Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress
Nur wenige Tage nach dem Start der digitalen Impfnachweise in den Apotheken hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, das Apothekenhonorar abzusenken. Für die Ersterzeugung solle es nicht – wie ursprünglich vorgesehen – 18 Euro, sondern 6 Euro geben. Laut Nachrichtenagentur dpa wollte Spahn mit den 18 Euro ein möglichst breites Angebot erzeugen. Da es dieses nun gebe, sei die Absenkung möglich, so der dpa-Bericht sinngemäß.
Die Standesvertretungen der Apotheker haben dafür kein Verständnis. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte gestern schon bei der Versammlung ihrer Heimatkammer in Westfalen-Lippe gesagt, dass die Kürzung des Honorars ein »erneuter Vertrauensbruch« sei. Heute legte die ABDA nach: »Die Apothekerinnen und Apotheker sind verärgert und verlieren ihr Vertrauen in die Berliner Politik. Der Gesetzgeber will jetzt zum wiederholten Male die Vergütung für pandemiebedingte Sonderaufgaben, die die Apotheken vor Ort sehr kurzfristig, sehr verlässlich und mit viel Engagement übernommen haben, innerhalb kürzester Zeit erheblich senken.«
Aus Sicht von Overwiening droht nun, dass viele Apotheken aus der Impfnachweis-Erzeugung wieder aussteigen. »Wenn die Apotheken keine belastbare Kalkulationsgrundlage und damit keine Planungssicherheit haben, sinkt die Bereitschaft, auch in Zukunft zusätzliche problemlösende Aufgaben zu übernehmen.« Die ABDA-Präsidentin erinnerte auch daran, dass die Apothekerverbände massiv in den Auf- und Ausbau des Apothekenportals investiert hätten, über das die Impfnachweise erzeugt werden. Auch in den Apotheken macht der Impfnachweis Mehrarbeit: »Die Ausstellung eines Zertifikates bedeutet zum einen, die Daten zu prüfen, einzugeben und auszudrucken. Zum anderen geben die Apotheken den Menschen viel zusätzliche Unterstützung zur Nutzung der CovPass-App. Der Zeitaufwand nimmt dadurch deutlich zu. Die berichtete drastische Absenkung des Honorars ist vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar.«
Zeitgleich meldeten sich mehrere Apothekerkammern und -verbände zu Wort. Manfred Saar, Kammerpräsident im Saarland, erklärte beispielsweise: »Wer Leistung einfordert, der muss dafür auch verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Die Halbwertzeit von vergütungstechnischen Fragen beträgt mittlerweile nur noch wenige Wochen. Diese fehlende Planungssicherheit ist für die Kollegeninnen und Kollegen unerträglich. Zumal sich der Eindruck in der Kollegenschaft verstetigt, dass Berlin kein verlässlicher Partner mehr ist.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.