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Overwiening

Apotheken wären bei Legalisierung bereit zu Cannabis-Abgabe

Die Apotheken wären bei einer Legalisierung zum Verkauf von Cannabis unter bestimmten Bedingungen bereit. Das sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vom heutigen Donnerstag. Es würde schwer, »uns zu verweigern«, falls die Politik die Apotheken darum bitte. Die Apothekerschaft sei sich in dieser Frage aber alles andere als einig.
dpa
PZ
11.11.2021  11:00 Uhr

«Um es ganz klar zu sagen: Wir reißen uns nicht darum, künftig in unseren Apotheken Cannabis zu verkaufen. Im Fall einer Legalisierung sind wir aber davon überzeugt, dass es nur die Apotheken sein können, die ein Höchstmaß an Sicherheit für die Konsumenten gewährleisten», sagte ABDA- Präsidentin Gabriele Regina Overwiening den RND-Zeitungen.  «Wenn die Politik hierzulande zu den Apotheken sagt, bitte übernehmt die Abgabe, denn ihr seid überall vertreten, ihr habt die Labore, ihr habt die Tresore für problematische Substanzen und ihr könnt die Menschen richtig beraten, dann wird es schwer, uns zu verweigern», betonte die Verbandschefin. Allerdings forderte Overwiening einen Verkauf erst ab 18 Jahren sowie Kontrollmechanismen, die in einer bestimmten Zeit nur den Kauf einer definierten Menge Cannabis erlaubten.

Die ABDA-Chefin verwies auf das Beispiel der Schweiz, wo durch ein elektronisches Meldesystem nur eine bestimmte Gesamtmenge Cannabis pro Monat gekauft werden kann. Entscheidend werde außerdem sein, sauberes Cannabis mit einem definierten Wirkstoffgehalt aus sicheren Quellen beziehen zu können. «Das spricht für einen staatlichen Anbau», betonte sie.

Keine Verpflichtung für Apotheker

Overwiening forderte in dem Interview zudem, dass wegen der Bedenken kein Apotheker dazu verpflichtet werden dürfe, Cannabis zu verkaufen. Zu der Frage herrsche in der Apothekerschaft keine einheitliche Meinung. »Nach einer Umfrage sind rund zwei Drittel der Apothekerinnen und Apotheker und ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für eine Legalisierung, ein Drittel aber dagegen«, so Overwiening. »Unstrittig« sei in diesem Zusammenhang, »dass wir als Heilberufler in einen Zielkonflikt geraten, wenn wir uns daran beteiligen, dass Cannabis nach einer Legalisierung zu den Konsumenten kommt«. In der Bundesapothekerordnung sei festgelegt, dass die Offizinen der Gesundheit der einzelnen Menschen und des gesamten Volkes dienen. »Wie kann ich aber der Gesundheit des Volkes dienen, wenn ich ein Genussmittel abgebe, das Suchtpotential hat, zu Kontrollverlust führen oder Psychosen auslösen kann?«, so Overwiening. Aus rein pharmazeutischer Sicht solle es mithin in Apotheken jenseits medizinischer Indikation kein Cannabis geben – allerdings könne unter bestimmten Bedingungen eine Legalisierung die richtige Entscheidung sein, es gebe durchaus nachvollziehbare politische Argumente. »Ihnen können und wollen wir uns nicht entziehen«, sagte die ABDA-Präsidentin.

Die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland hatte vor dem Hintergrund der möglichen Ampel-Koalition wieder an Fahrt gewonnen. FDP und Grüne sind für eine Legalisierung, die SPD hatte eine «regulierte Abgabe» an Erwachsene zunächst in Modellprojekten befürwortet, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden.

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