Apotheken müssen große Bestellrunden stemmen |
Lange Schlangen: Das Interesse an der Covid-19-Impfung ist inzwischen wieder groß. / Foto: Imago Images/ZUMA Wire
Bis vor Kurzem noch war das Interesse an der Covid-19-Impfung allenfalls moderat. Das hat sich geändert, seit Deutschland erneut Rekorde bei den Infektionszahlen bricht. Entscheidend soll nun unter anderem der Booster sechs Monate nach der Grundimmunisierung sein. Ganze 20 Millionen Menschen sollen bis Ende November Anspruch auf diese Auffrischung bekommen.
Wie sehr die Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen steigt, zeigt auch ein Blick auf Zahlen, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) herausgibt. Für Kalenderwoche 47 (22. bis 28. November) haben Praxen und Betriebsärzte demnach bereits knapp 2,5 Millionen Dosen Coronavirus-Impfstoff bestellt. Bis vor Kurzem waren pro Woche lediglich knapp 1 Millionen Dosen in die Auslieferung an die Ärzteschaft gegangen. Auch Amtsmediziner, Impfzentren und ihre mobilen Teams sind im Dauereinsatz. Mit 583.000 Dosen haben sie in etwa doppelt so viel bestellt wie für die laufende Woche (246.000 Dosen), Anfang Oktober waren es gerade einmal 56.000 Dosen gewesen.
Tatsächlich können Ärzte sogar noch einmal Nachschub anfordern. So greift ab dieser Woche ein neuer Rhythmus für die Bestellungen. Praxen und Impfstellen können damit ab sofort wöchentlich und nicht mehr nur alle 14 Tage ordern. Für KW 47 gibt es damit ausnahmsweise zwei Bestellrunden. Bis spätestens morgen Mittag, 12 Uhr müssen die Aufträge in den Offizinen eingehen, damit sie bis 18 Uhr beim Großhandel weitergereicht werden können. Erstmals nicht mehr dabei sein wird Vaxzevria® von Astra-Zeneca. Ärzte konnten das Präparat zum letzten Mal am 9. November bestellen, künftig wird es keine Rolle mehr in der deutschen Impfkampagne spielen.
Seit Anfang Oktober liegt die Versorgung mit Covid-19-Impfstoffen allein in der Hand von Grossisten und Apotheken. Bis Ende September hatte der Bund selbst staatlichen Impfstellen die Vakzine verschafft. Doch viele Impfzentren sind zu Herbstbeginn in den Stand-by-Modus gegangen. Erst seit wenigen Tagen stoßen die Länder den Betrieb angesichts steigender Infektionszahlen wieder an. Auf die Offizinen dürften damit in den kommenden Wochen große Bestellrunden zukommen.
Bis Jahresende liegt den Impfstoffen dabei auch Zubehör wie Spritzen und Kanülen nach wie vor automatisch bei. Ab Januar sollen die Ärzte dann selbst entscheiden, wo sie diese Produkte bestellen. Die Praxen wehren sich gegen diesen Schritt. So habe sich die Auslieferung über Apotheken bestens bewährt, schreibt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer Stellungnahme zur neuen Impfverordnung. Dabei stören sich die Mediziner auch an der Vergütung, die sie für die Bestellung von Impfzubehör bekommen. Pro Impfung will das BMG ihnen dafür 20 Cent zugestehen. Die KBV sieht damit den Aufwand der Praxen nicht gedeckt. Ohnehin würde eine Umstellung der gelebten Regelung »die Durchführung von notwendigen Auffrischimpfungen und damit die Impfkampagne empfindlich stören«.
In einem anderen Punkt konnte sich die KBV bereits durchsetzen in der Politik. So erhalten die Ärzte künftig 28 Euro anstatt 20 Euro pro Impfung, an Wochenende sollen es sogar 36 Euro sein. Das hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag bekanntgegeben. Noch heute wird Spahn die neue Impfverordnung laut KBV unterzeichnen, dann könnte die neue Vergütung bereits ab Dienstag greifen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.