Apotheken droht Kostenexplosion |
Anne Orth |
27.09.2022 10:30 Uhr |
Automatiktüren, Beleuchtung, Kühlung, etc.: Den Apotheken droht wegen steigender Energiepreise ein kostenintensiver Winter. / Foto: imago/Becker&Bredel
Mit dem Herbstbeginn rückt die Energiekrise noch stärker in den Fokus. Auch für die Apotheken sind die gestiegenen und weiter steigenden Preise für Gas und Strom ein Thema. Beispielsweise durch den Betrieb von Kühlschränken, Kommissionierern und Automatik-Türen ist insbesondere der Stromverbrauch in den Offizinen hoch. Klar ist: Wie hoch der Energieverbrauch konkret ausfällt, hängt von vielen Apotheken-individuellen Faktoren ab, unter anderem von der Lage der Betriebsstätte. Doch während Zuschüsse für Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Vorbereitung sind und die Kassenärzte Ausgleichszahlungen fordern, ist von einer Entlastung für die Offizinen bisher nicht die Rede.
Wie schätzen Landesapothekerverbände und Apotheker die Lage ein? Inwiefern haben sich die Kosten für Gas und Strom in den Offizinen schon jetzt erhöht und welche Mehrkosten erwarten sie in der kalten Jahreszeit? Wie wird sich dies auswirken und wie sollte die Politik gegensteuern? Dazu hat die PZ bei Landesapothekerverbänden und einzelnen Apothekern nachgefragt.
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) erinnert daran, dass die Höhe der Kostensteigerungen von den vertraglichen Vereinbarungen zwischen den einzelnen Apotheken vor Ort und den Energieversorgern abhänge. »Auf der einen Seite haben wir Rückmeldungen einzelner Apotheker, denen ihr Energieversorger eine Vervierfachung der Gasabschläge angekündigt hat«, informiert Pressesprecherin Nina Grunsky. Auf der anderen Seite habe der AVWL für die Apotheken in Westfalen-Lippe mit den Stadtwerken Münster einen Rahmenvertrag vereinbart. Für Bestandskunden könnten die Stadtwerke die damit verbundenen Sonderkonditionen, die seit Anfang 2021 gelten, bis 2024 weiter garantieren.
Der Apothekerverband Nordrhein geht von »erheblichen Energiekostensteigerungen für die Apotheken aus«, und ein Ende der Preissprünge sei noch nicht abzusehen, sagt Verbandschef Thomas Preis gegenüber der PZ. »In den meisten Fällen werden das zumindest mehrere tausend Euro jährlich sein«, so Preis. Michael Sax, Inhaber einer durchschnittlich großen Apotheke in Würzburg, muss schon jetzt rund 9000 Euro mehr für Strom und Gas zahlen als im vergangenen Jahr, sagte er gegenüber der PZ. Mit 810 Euro habe sich der monatliche Abschlag für Strom im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, berichtet er. Für Gas zahlt Sax derzeit 360 Euro Netto pro Monat – und damit dreimal so viel wie 2021. Welche weiteren Mehrkosten durch weitere Preissprünge im Winter noch auf ihn zukommen, könne er derzeit noch nicht absehen. Vorübergehend könne er die Mehrkosten stemmen, aber über längere Zeit gefährde die Kostensteigerung die Existenz seiner Apotheke. »Der Staat sollte das regeln, am besten über Zuschüsse für Apotheken«, fordert Sax.