Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Steigende Energiepreise

Apotheken droht Kostenexplosion

Die steigenden Energiekosten belasten auch die Apotheken. Eine PZ-Recherche zeigt, dass insbesondere Apotheken mit besonderen Öffnungszeiten mit jährlichen Mehrkosten von mehreren zehntausend Euro zu rechnen haben. Die Verbände fordern Ausgleiche.
AutorKontaktAnne Orth
Datum 27.09.2022  10:30 Uhr

Mit dem Herbstbeginn rückt die Energiekrise noch stärker in den Fokus. Auch für die Apotheken sind die gestiegenen und weiter steigenden Preise für Gas und Strom ein Thema. Beispielsweise durch den Betrieb von Kühlschränken, Kommissionierern und Automatik-Türen ist insbesondere der Stromverbrauch in den Offizinen hoch. Klar ist: Wie hoch der Energieverbrauch konkret ausfällt, hängt von vielen Apotheken-individuellen Faktoren ab, unter anderem von der Lage der Betriebsstätte. Doch während Zuschüsse für Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Vorbereitung sind und die Kassenärzte Ausgleichszahlungen fordern, ist von einer Entlastung für die Offizinen bisher nicht die Rede.

Wie schätzen Landesapothekerverbände und Apotheker die Lage ein? Inwiefern haben sich die Kosten für Gas und Strom in den Offizinen schon jetzt erhöht und welche Mehrkosten erwarten sie in der kalten Jahreszeit? Wie wird sich dies auswirken und wie sollte die Politik gegensteuern? Dazu hat die PZ bei Landesapothekerverbänden und einzelnen Apothekern nachgefragt.

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) erinnert daran, dass die Höhe der Kostensteigerungen von den vertraglichen Vereinbarungen zwischen den einzelnen Apotheken vor Ort und den Energieversorgern abhänge. »Auf der einen Seite haben wir Rückmeldungen einzelner Apotheker, denen ihr Energieversorger eine Vervierfachung der Gasabschläge angekündigt hat«, informiert Pressesprecherin Nina Grunsky. Auf der anderen Seite habe der AVWL für die Apotheken in Westfalen-Lippe mit den Stadtwerken Münster einen Rahmenvertrag vereinbart. Für Bestandskunden könnten die Stadtwerke die damit verbundenen Sonderkonditionen, die seit Anfang 2021 gelten, bis 2024 weiter garantieren.

Der Apothekerverband Nordrhein geht von »erheblichen Energiekostensteigerungen für die Apotheken aus«, und ein Ende der Preissprünge sei noch nicht abzusehen, sagt Verbandschef Thomas Preis gegenüber der PZ. »In den meisten Fällen werden das zumindest mehrere tausend Euro jährlich sein«, so Preis. Michael Sax, Inhaber einer durchschnittlich großen Apotheke in Würzburg, muss schon jetzt rund 9000 Euro mehr für Strom und Gas zahlen als im vergangenen Jahr, sagte er gegenüber der PZ. Mit 810 Euro habe sich der monatliche Abschlag für Strom im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, berichtet er. Für Gas zahlt Sax derzeit 360 Euro Netto pro Monat – und damit dreimal so viel wie 2021. Welche weiteren Mehrkosten durch weitere Preissprünge im Winter noch auf ihn zukommen, könne er derzeit noch nicht absehen. Vorübergehend könne er die Mehrkosten stemmen, aber über längere Zeit gefährde die Kostensteigerung die Existenz seiner Apotheke. »Der Staat sollte das regeln, am besten über Zuschüsse für Apotheken«, fordert Sax.

Kosten steigen um das Zehnfache

Noch weit höhere Kostensteigerungen fallen bei Apotheken an, die besondere Öffnungszeiten haben, wie beispielsweise Bahnhofsapotheken. Derzeit zahlt der Betreiber einer Bahnhofsapotheke, der sich gegenüber der PZ äußerte, für die Apotheke mit einer Fläche von 500 Quadratmetern 7,1 Cent für die Kilowattstunde (kWh). Aktuell liege das günstigste Angebot für einen Folgevertrag bei 66,9 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Verbrauch von über 103.000 kWh fielen demnach Mehrkosten von 62.000 Euro im Jahr an. Grob geschätzt, würden die Energiekosten damit um das Zehnfache steigen. Das würden wohl nicht alle Apotheken ohne Weiteres verkraften, fürchtet der Betreiber.

Angesichts der stark gestiegenen und steigenden Energiekosten werden auch in der Apothekerschaft Forderungen nach Entlastung lauter. Der Bayerische Apothekerverband hält angesichts der steigenden Energiekosten eine weitere Belastung der Apotheker durch den mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geplanten erhöhten Kassenabschlag für »nicht tragbar«. Die Politik müsse hier gegensteuern, ansonsten würden Apotheker »überproportional belastet«. Auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe hält mit Blick auf die steigenden Energiekosten eine Erhöhung des Apothekenabschlags oder anderweitige Sparmaßnahmen zu Lasten der Apotheker für »vollkommen indiskutabel«. Nach vielen Nullrunden sei es vielmehr dringend an der Zeit, die Vergütung für Apotheken zu erhöhen. Mit Blick auf die sichere Versorgung der Bevölkerung habe die Politik zudem die Energieversorgung der Apotheken vor Ort sicherzustellen, teilte Pressesprecherin Nina Grunsky mit. »Das bedeutet, dass die Politik unbedingt verhindern muss, dass es aufgrund der explodierenden Energiekosten zu weiteren Schließungen und einer Ausdünnung des Versorgungsnetzes kommt«, so Grunsky.

Der Apothekerverband Nordrhein fordert – neben einer Rücknahme des erhöhten Kassenrabatts – »mit Nachdruck einen Energieschutzschirm für die Apotheken«, so Thomas Preis. Durch die steigenden Energiekosten, Tariferhöhungen für Apothekenmitarbeiter und sich verschlechternde Einkaufskonditionen werde die Situation für weitere Apotheken immer brenzliger. »Eine gute und sichere Arzneimittelversorgung darf nicht von den steigenden Energiekosten abhängen«, heißt es in einem Statement. Einsparungen durch Beschränkung der Öffnungszeiten oder Verlagerung der Arbeit des pharmazeutischen Personals ins Homeoffice seien aufgrund der Präsenz-, Versorgungs- und Öffnungsverpflichtungen nicht möglich. Ein Energieschutzschirm für Apotheken sei daher unbedingt notwendig.

»Politik muss jetzt handeln«

Während der Landesapothekerverband Baden-Württemberg noch über »eventuelle politische Forderungen« berät, hat sich der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) gemeinsam mit Organisationen der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände an die Politik gewandt. In dem gemeinsamen Appell fordert der LAV, staatliche Steuern und Abgaben auf einen Minimum zu reduzieren sowie den Gas- und Strommarkt zu entkoppeln. Die Entkopplung solle durch eine Preisdeckelung der zur Stromproduktion genutzten Gasmenge erfolgen, teilt der LAV mit.

Der Hessische Apothekerverband (HAV) betont gegenüber der PZ, dass Apotheken einen sehr wichtigen Teil der Gesundheitsversorgung sicherstellen. Die wirtschaftliche Performance der Apotheken hänge stark von politisch gegebenen Rahmenbedingungen ab. Bei den rezeptpflichtigen Arzneimitteln könnten die Apotheken nicht einfach die Preise erhöhen, um die Kosten zu decken. »Wir können auch nicht die Energiekosten drosseln, indem wir die Kühlschränke oder die Kommissionierer abschalten«, sagt Holger Seyfarth, Vorsitzender des HAV. Entlassungen blieben die einzige Möglichkeit, Kosten einzusparen. Aber auch das komme nicht infrage, da die verbleibenden Beschäftigten dann noch weiter unter Druck gesetzt würden. Letztlich würde dies zu Versorgungsproblemen führen. »Die Politik muss dafür sorgen, dass die Arzneimittelversorgung über die Vor-Ort-Apotheken erhalte bleibt«, fordert Seyfarth und fügt hinzu: »Die Politik muss daher jetzt handeln!«

 

 

 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa