Apotheken droht Kostenexplosion |
Noch weit höhere Kostensteigerungen fallen bei Apotheken an, die besondere Öffnungszeiten haben, wie beispielsweise Bahnhofsapotheken. Derzeit zahlt der Betreiber einer Bahnhofsapotheke, der sich gegenüber der PZ äußerte, für die Apotheke mit einer Fläche von 500 Quadratmetern 7,1 Cent für die Kilowattstunde (kWh). Aktuell liege das günstigste Angebot für einen Folgevertrag bei 66,9 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Verbrauch von über 103.000 kWh fielen demnach Mehrkosten von 62.000 Euro im Jahr an. Grob geschätzt, würden die Energiekosten damit um das Zehnfache steigen. Das würden wohl nicht alle Apotheken ohne Weiteres verkraften, fürchtet der Betreiber.
Angesichts der stark gestiegenen und steigenden Energiekosten werden auch in der Apothekerschaft Forderungen nach Entlastung lauter. Der Bayerische Apothekerverband hält angesichts der steigenden Energiekosten eine weitere Belastung der Apotheker durch den mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geplanten erhöhten Kassenabschlag für »nicht tragbar«. Die Politik müsse hier gegensteuern, ansonsten würden Apotheker »überproportional belastet«. Auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe hält mit Blick auf die steigenden Energiekosten eine Erhöhung des Apothekenabschlags oder anderweitige Sparmaßnahmen zu Lasten der Apotheker für »vollkommen indiskutabel«. Nach vielen Nullrunden sei es vielmehr dringend an der Zeit, die Vergütung für Apotheken zu erhöhen. Mit Blick auf die sichere Versorgung der Bevölkerung habe die Politik zudem die Energieversorgung der Apotheken vor Ort sicherzustellen, teilte Pressesprecherin Nina Grunsky mit. »Das bedeutet, dass die Politik unbedingt verhindern muss, dass es aufgrund der explodierenden Energiekosten zu weiteren Schließungen und einer Ausdünnung des Versorgungsnetzes kommt«, so Grunsky.
Der Apothekerverband Nordrhein fordert – neben einer Rücknahme des erhöhten Kassenrabatts – »mit Nachdruck einen Energieschutzschirm für die Apotheken«, so Thomas Preis. Durch die steigenden Energiekosten, Tariferhöhungen für Apothekenmitarbeiter und sich verschlechternde Einkaufskonditionen werde die Situation für weitere Apotheken immer brenzliger. »Eine gute und sichere Arzneimittelversorgung darf nicht von den steigenden Energiekosten abhängen«, heißt es in einem Statement. Einsparungen durch Beschränkung der Öffnungszeiten oder Verlagerung der Arbeit des pharmazeutischen Personals ins Homeoffice seien aufgrund der Präsenz-, Versorgungs- und Öffnungsverpflichtungen nicht möglich. Ein Energieschutzschirm für Apotheken sei daher unbedingt notwendig.