Apotheken als Anker der Gesellschaft |
Mit Eigenverantwortung und der konsequenten Orientierung am Gemeinwohl hätten die Kolleginnen und Kollegen in der Krise oftmals eigene Interessen zurückgestellt und damit auch Resilienz gezeigt. Aufgrund dieser Leistung verstehe er nicht, wie die Politik etwa mit einem GKV-Finanzgesetzentwurf reagieren könnte, der zeigt, welche Verteilungskämpfe die Apotheker künftig erwarten könnten. Der Entwurf, der eine Erhöhung des Kassenabschlags vorsah, wurde allerdings kurz darauf vom BMG wieder zurückgezogen. Schmidt findet es frustrierend, welche widersprüchlichen Inhalte Politik gerade erzeuge. Insgesamt fasste er deshalb seine Forderungen für die Apotheker an die Politik folgendermaßen zusammen: »Mehr Leute, mehr Geld, mehr Spaß an der Arbeit.«
Der Apothekerberuf sei aber nichts Statisches, dynamische Veränderungsprozesse seien wichtig, betonte Schmidt weiter und spielte damit auf die relativ neue Aufgabe der Apotheker, das Impfen, aber auch auf die pharmazeutischen Dienstleistungen an. Die interprofessionelle Debatte mit anderen Berufen, vor allem mit den Ärzten, sei gerade auch bezüglich der Diskussion um das Dispensierrecht wichtig zu führen, auch wenn es im Moment sehr schwierig sei. Zudem mahnte Schmidt, das Thema Nachwuchsmangel nicht aus den Augen zu verlieren. Er forderte von den Apothekern, cleverer und intelligenter zu sein als andere Handwerks- und Industrieverbände, die gleichermaßen um Nachwuchs ringen. Diese hätten deutlich größere Budgets für diesbezügliche Werbemaßnahmen.
Vizepräsident Göran Donner ging in seinem Bericht auf konkrete berufspolitische Probleme ein. So habe er in den vergangenen Monaten verwundert beobachtet, wie sich viele Kollegen in das Thema Impfen in der Apotheke gestürzt hätten. Für ihn sei das keine Herzensangelegenheit, sondern eine »Suppe, die die Apotheker jetzt auslöffeln müssen«. Welchen Preis die Apotheker für dieses Recht bezahlen müssen, werde man noch sehen, so Donner und meinte damit das Dispensierrecht, das die Ärzte nun im Zuge dieser Debatte zumindest in Notdiensten einfordern.
Auch bei den pharmazeutischen Dienstleistungen stocherten die Apotheker gerade noch im Nebel, bis zur Einigung des Deutschen Apothekerverbands (DAV) mit den Krankenkassen vor der Schiedsstelle, so Donner. Eine Einigung werde in einigen Wochen erwartet. Er betonte die Wichtigkeit der Dienstleistungen. Diese würden als zweite Finanzierungssäule neben dem Packungshonorar für die Zukunft der Apotheken dringend benötigt, auch um unabhängiger von Arzneimittelpreisen zu werden, betonte Donner. Er hofft, dass die Kollegen hierfür den gleichen Willen aufbringen werden wie beim Impfen.
Zur Sprache kam auch die Problematik rund um die Ausgabe der SMC-B Karten. Die Kammern waren von der Gematik verpflichtet worden, bis zu acht solcher Institutionskarten für eine Apotheke auszugeben, das habe zu einigen Problemen geführt. Der vor Kurzem erarbeitete Kompromiss, dass bei der Ausgabe immer auf die Präsenzapotheke verwiesen wird, die hinter den verschiedenen möglichen Online-Auftritten steckt, sei eine saubere Lösung, die künftigen Streit vermeiden werde. Auch das Aufkommen zahlreicher Lieferdienste und Plattformen, die die Botendienste für Apotheken übernehmen wollen, erwähnte Donner in seinem Bericht. Diese müssten mit Skepsis beobachtet werden. Man dürfe gespannt sein, wie sich das weiterentwickelt, sagte Donner am Mittwoch.