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Apothekerkammer Sachsen

Apotheken als Anker der Gesellschaft

Bei der Kammerversammlung der sächsischen Apothekerkammer in Dresden ging Präsident Friedemann Schmidt auf die Rolle der Apotheker in der Gesellschaft ein. Gerade in unsicheren Zeiten bildeten sie einen sicheren Anker und hätten Resilienz gezeigt. Das müsse jetzt auch in der Politik stärker wahrgenommen werden. Auf der Agenda stand zudem Nachwuchsmangel, die flächendeckende Versorgung sowie Herausforderungen durch Lieferdienste.
Charlotte Kurz
07.04.2022  11:00 Uhr

Resilienz, Freiheit, Vertrauen – Was diese drei Begriffe mit dem Apothekerberuf zu tun haben, zeigte Friedemann Schmidt, Präsident der sächsischen Apothekerkammer (SLAK), in seinem Bericht der 68. Versammlung in Dresden am Mittwoch auf. Durch die aktuelle Zeit, vor allem durch die Pandemie, aber auch aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine, sei derzeit vieles unsicher und das bemerkten auch die Apotheker, so Schmidt. Umso wichtiger sei es, deswegen einen stabilen Anker in der Gesellschaft zu bilden und Resilienz zu zeigen. Auf der gesellschaftlichen Ebene gelte Resilienz, wenn die Strukturen unter schnell verändernden Umständen nicht versagen, sondern deren Funktionsfähigkeit erhalten bleibt. In Pandemie-Zeiten hätten die Apotheker auch unter Druck dank maximalen persönlichen Einsatzes gezeigt, dass die Strukturen der Arzneimittelversorgung resilient sind, betonte Schmidt.

Die Voraussetzung für Resilienz ist zudem Vertrauen, ein zweiter Ankerpunkt, den Schmidt in seinem Bericht ansprach. In seinen Ausführungen bezog er sich dabei immer wieder auf den bulgarischen Politologen Ivan Krastev. Für Vertrauen seien gemeinsame Werte und eine gemeinsame Wahrheit wichtig, an die eine Gesellschaft noch glauben kann, so Schmidt, der seit vergangenem Jahr auch Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) ist. Gemeinsam mit den anderen freien Berufen wie den Ärzten, Anwälten oder auch Architekten teilen die Apotheker damit die Aufgabe, den Zugang zu besonderen und zentralen Gütern zu schaffen. Bei den Apothekern ist der Zugang zu Arzneimitteln zu regulieren und sicherzustellen. Dabei unterschied Schmidt zwischen persönlichem Vertrauen zwischen Apothekern und seinen Patienten sowie die Notwendigkeit, als Kammer vertrauenswürdig zu bleiben. Beides sei sehr wichtig, gerade weil die Gesellschaft aufgrund der aktuellen und möglicher kommender Krisen durchgeschüttelt werde. »Wir sollten Stabilitätsanker sein«, so Schmidt.

»Mehr Leute, mehr Geld, mehr Spaß«

Mit Eigenverantwortung und der konsequenten Orientierung am Gemeinwohl hätten die Kolleginnen und Kollegen in der Krise oftmals eigene Interessen zurückgestellt und damit auch Resilienz gezeigt. Aufgrund dieser Leistung verstehe er nicht, wie die Politik etwa mit einem GKV-Finanzgesetzentwurf reagieren könnte, der zeigt, welche Verteilungskämpfe die Apotheker künftig erwarten könnten. Der Entwurf, der eine Erhöhung des Kassenabschlags vorsah, wurde allerdings kurz darauf vom BMG wieder zurückgezogen. Schmidt findet es frustrierend, welche widersprüchlichen Inhalte Politik gerade erzeuge. Insgesamt fasste er deshalb seine Forderungen für die Apotheker an die Politik folgendermaßen zusammen: »Mehr Leute, mehr Geld, mehr Spaß an der Arbeit.«

Der Apothekerberuf sei aber nichts Statisches, dynamische Veränderungsprozesse seien wichtig, betonte Schmidt weiter und spielte damit auf die relativ neue Aufgabe der Apotheker, das Impfen, aber auch auf die pharmazeutischen Dienstleistungen an. Die interprofessionelle Debatte mit anderen Berufen, vor allem mit den Ärzten, sei gerade auch bezüglich der Diskussion um das Dispensierrecht wichtig zu führen, auch wenn es im Moment sehr schwierig sei. Zudem mahnte Schmidt, das Thema Nachwuchsmangel nicht aus den Augen zu verlieren. Er forderte von den Apothekern, cleverer und intelligenter zu sein als andere Handwerks- und Industrieverbände, die gleichermaßen um Nachwuchs ringen. Diese hätten deutlich größere Budgets für diesbezügliche Werbemaßnahmen.

Vizepräsident ist kein Fan von Impfungen in der Apotheke

Vizepräsident Göran Donner ging in seinem Bericht auf konkrete berufspolitische Probleme ein. So habe er in den vergangenen Monaten verwundert beobachtet, wie sich viele Kollegen in das Thema Impfen in der Apotheke gestürzt hätten. Für ihn sei das keine Herzensangelegenheit, sondern eine »Suppe, die die Apotheker jetzt auslöffeln müssen«. Welchen Preis die Apotheker für dieses Recht bezahlen müssen, werde man noch sehen, so Donner und meinte damit das Dispensierrecht, das die Ärzte nun im Zuge dieser Debatte zumindest in Notdiensten einfordern.

Auch bei den pharmazeutischen Dienstleistungen stocherten die Apotheker gerade noch im Nebel, bis zur Einigung des Deutschen Apothekerverbands (DAV) mit den Krankenkassen vor der Schiedsstelle, so Donner. Eine Einigung werde in einigen Wochen erwartet. Er betonte die Wichtigkeit der Dienstleistungen. Diese würden als zweite Finanzierungssäule neben dem Packungshonorar für die Zukunft der Apotheken dringend benötigt, auch um unabhängiger von Arzneimittelpreisen zu werden, betonte Donner. Er hofft, dass die Kollegen hierfür den gleichen Willen aufbringen werden wie beim Impfen.

Zur Sprache kam auch die Problematik rund um die Ausgabe der SMC-B Karten. Die Kammern waren von der Gematik verpflichtet worden, bis zu acht solcher Institutionskarten für eine Apotheke auszugeben, das habe zu einigen Problemen geführt. Der vor Kurzem erarbeitete Kompromiss, dass bei der Ausgabe immer auf die Präsenzapotheke verwiesen wird, die hinter den verschiedenen möglichen Online-Auftritten steckt, sei eine saubere Lösung, die künftigen Streit vermeiden werde. Auch das Aufkommen zahlreicher Lieferdienste und Plattformen, die die Botendienste für Apotheken übernehmen wollen, erwähnte Donner in seinem Bericht. Diese müssten mit Skepsis beobachtet werden. Man dürfe gespannt sein, wie sich das weiterentwickelt, sagte Donner am Mittwoch.

Notdienste auf mehr Schultern verteilt

Die Kammerversammlung diskutierte anschließend unter anderem über Forderungen des Bundesverbands für Pharmaziestudierende (BPhD), die sich dafür einsetzten, dass Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) unter anderem künftig mit Mindestlohn entlohnt werden, sowie eine Lernzeit von 10 Prozent während der praktischen Ausbildung zu verankern. Daniel Mädler aus dem SLAK-Vorstand gab zudem einen kurzen Überblick über die geleisteten Notdienste. Hier konnte die Dienstbelastung der vielen Betriebsstätten in Sachsen deutlich reduziert und auf mehr Schultern verteilt werden. 2017 leisteten etwa noch 10 Apotheken mehr als 60 Dienste pro Jahr, 2022 waren es noch fünf Apotheken. Weniger als 20 Dienste leisteten 2022 insgesamt 503 Apotheken, 2017 waren es noch 407 Apotheken.

Die coronabedingten flexibleren Öffnungszeiten standen auch auf der Agenda. Die Versammlung beschloss eine Verlängerung dieser Möglichkeit bis Ende November 2022, um etwa bei Krankheitsfällen oder sonstigen Problemen weiter flexibel reagieren zu können.

Diskutiert wurde auch das altbekannte Problem der flächendeckenden Versorgung, beziehungsweise des Rückgangs vieler Apotheken. Mädler schätzt ungefähr 20 Apothekenschließungen für dieses Jahr in Sachsen. Und: 133 Apotheken teilen sich mit keiner anderen Apotheke eine Postleitzahl, sind demnach also für die flächendeckende Versorgung sehr wichtig, schlussfolgerte Mädler. Davon hätten 52 Apotheken einen Jahresumsatz von maximal zwei Millionen Euro und seien aufgrund des niedrigen Umsatzes damit unverkäuflich, so Mädler. Diesen Apotheken könnte demnach eine baldige Schließung drohen. Diesbezüglich werde die SLAK beim kommenden Deutschen Apothekertag vermutlich einen entsprechenden Antrag stellen, mit der Bitte an die Bundesregierung, dieser Entwicklung mit finanziellen Mitteln entgegenzuwirken.

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