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KI statt Wartezimmer

AOK will Ärztemangel mit digitalem »Symptomcheck« abfedern

Kassenärzte sorgen sich derzeit, dass ihnen Apotheker mit pharmazeutischen Dienstleistungen einen Teil ihrer Vergütung streitig machen könnten. Viel bedeutender könnte für sie aber sein, dass die AOK Plus Patienten aus dem Wartezimmer in einen Software-betriebenen »Symptomcheck« lotst. Die Aussagekraft solcher Symptomcheck-Apps ist allerdings fraglich.
Anne Orth
19.07.2022  15:30 Uhr

Seit Mai 2022 können Versicherte der AOK Plus die App »AOK NAVIDA – Deine persönliche Gesundheitsassistentin« nutzen. Diese enthält einen Symptomcheck, der folgendermaßen funktioniert: Leiden Versicherte beispielsweise unter Halskratzen, Hautveränderungen oder Magen-Darm-Beschwerden, können sie diese mit der App prüfen lassen und erhalten erste Antworten und Einschätzungen. »Mithilfe künstlicher Intelligenz werden in einem Chat Fragen zu den Beschwerden gestellt. Daraufhin erhalten die Versicherten einen Bericht mit einer entsprechenden Behandlungsempfehlung«, informiert Hannelore Strobel, Pressesprecherin der AOK Plus. Diesen Service stelle das Leipziger Start-up-Unternehmen Docyet zur Verfügung, mit dem die AOK zusammenarbeitet. Auf die Frage, ob im Chat Menschen Fragen zu den Symptomen der Versicherten stellen oder ob der Chat Computer-betrieben ist, äußerte sich Strobel nicht.

Herzstück des Angebots ist eine Datenbank, in der mehr als 680 Erkrankungen, über 1.260 Symptome und mehr als 130 Risikofaktoren gespeichert sind. Laut AOK handelt es sich um »eine der umfangreichsten Datenbanken für eine digitale Triagierung«.

Bei Bedarf schließt sich Videosprechstunde an

»Mit diesem neuen Angebot geben wir unseren Versicherten ein Instrument an die Hand, mit dessen Hilfe sie fachlich gut geführt Anzeichen möglicher Krankheiten in Ruhe überprüfen und zu einer gewissen Klarheit kommen können, ob diese Symptome zum Beispiel mit Bettruhe, Wadenwickeln und Tee gelindert oder behandlungsbedürftig durch einen Arzt sind«, erläutert Strobel. Ergibt der Symptomcheck, dass ein Arztbesuch notwendig ist, können Versicherte über die App auch gleich eine Videosprechstunde mit einer Ärztin oder einem Arzt in Anspruch nehmen. Dafür wird geprüft, ob sich das Krankheitsbild für eine Fernbehandlung per Video eignet. Um Videosprechstunden anbieten zu können, kooperiert die AOK mit dem Unternehmen Kry.

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