AOK klammert sich an Exklusivverträge |
Führen Rabattverträge mit nur einem Hersteller dazu, dass Präparate in der Apotheke fehlen? Die AOK sagt Nein. / Foto: Fotolia/gpointstudio
Während das Thema Lieferengpässe aktuell die Gesundheitsexperten sowohl der CDU/-CSU- als auch der SPD-Bundestagsfraktionen beschäftigt, sieht die AOK offenbar das Problem nicht. In einer Mitteilung weist das WIdO auf die hohe Versorgungssicherheit in Deutschland hin, die es mit einer eigenen Analyse belegt. Lege man die dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Lieferengpässe zugrunde, seien am 1. September dieses Jahres 99,3 Prozent aller Arzneimittel lieferbar gewesen. Von 9000 Arzneimitteln, für die es einen AOK-Rabattvertrag gibt, seien sogar 99,7 Prozent lieferbar gewesen. »Dennoch scheint das Gerücht von umfangreichen Lieferengpässen bei Arzneimitteln in Deutschland und von den dafür verantwortlichen Rabattverträgen durch ständiges Wiederholen die öffentliche Meinung zu beeinflussen«, sagt Helmut Schröder, der stellvertretende Geschäftsführer des WIdO.
Eine derzeit offenbar in beiden Regierungsfraktionen diskutierte Maßnahme zur Prävention von Lieferengpässen ist das Verbot von Exklusivverträgen, also Rabattverträgen, die eine Krankenkasse exklusiv mit nur einem Hersteller abschließt. Gerade dieses Modell verteidigt Schröder aber nun vehement mit dem Argument, dass es häufige Präparatewechsel vermeide und so die Therapietreue und damit letztlich den Erfolg der Behandlung fördere. Laut einer weiteren Auswertung des WIdO sei der Anteil von AOK-Versicherten, die ein generikafähiges Arzneimittel dauerhaft vom selben Anbieter bekommen, zwischen 2006, dem Jahr vor Einführung der Rabattverträge, und 2018 deutlich gestiegen.
Ebenfalls anhand von WIdO-Daten belegt Schröder, dass sich exklusive Rabattverträge positiv auf die Anbietervielfalt auswirken. Ein verpflichtendes Mehrpartnermodell berge dagegen die Gefahr, dass sich vor allem große Hersteller noch größere Marktanteile sichern und kleinere Anbieter das Nachsehen hätten. Mit ähnlichen Argumenten hatte kürzlich auch Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, die Abschaffung von Exklusivverträgen abgelehnt.