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Personen mit Autismus-Spektrum-Störung haben vor allem Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion, da ihnen das Verständnis für Gefühle, Gedanken und Vorstellungen ihrer Mitmenschen fehlt. Dies ist auch der Grund, weswegen sie sich nicht an gesellschaftliche Regeln und Normen halten und nur schwer Beziehungen aufbauen können.
Blickkontakt meiden: Das ist ein typisches Verhaltensmuster autistischer Menschen. / Foto: Adobe Stock/irena_geo
Typisch sind darüber hinaus Besonderheiten in der Sprache wie eine fehlende oder verlangsamte Sprachentwicklung, eine monotone Betonung oder ein eigentümliches Sprechverhalten. Beispiele hierfür sind Wortneuschöpfungen (Neologismen) sowie das Nachahmen und Wiederholen von Gehörtem (Echolalie).
Ebenfalls charakteristisch sind das Durchführen von immer gleichen Bewegungen (Stereotypien) wie das Drehen der Finger vor den Augen sowie das Einhalten bestimmter Rituale. Oftmals haben sich Betroffene als Kinder keine Fantasie- oder Rollenspiele mit ihrem Spielzeug ausgedacht, sondern sich lieber ausgiebig mit Teilaspekten, beispielsweise den Rädern des Spielzeugautos, beschäftigt. Auch kennzeichnend sind Spezialinteressen wie das Herumtragen eines Lieblingsgegenstandes oder das stundenlange Beobachten von technischen Geräten.
Die meisten Menschen mit Autismus haben Angst vor Veränderung und sind aus diesem Grund auch nicht spontan und zudem eher unkreativ. Hinzu kommt: Sie haben oftmals ein gestörtes Schmerzempfinden. So kann es sein, dass ihnen selbst die kleinste Berührung Schmerzen bereitet oder umgekehrt, dass sie schwere Verletzungen kaum wahrnehmen. Weitere Auffälligkeiten sind Probleme mit der Sauberkeitsentwicklung im Kleinkinderalter und eine aufgrund eines stereotypen, ritualisierten Essverhaltens einseitige Ernährung.
Foto: Adobe Stock/Win Nondakowit
Das Essverhalten ist bei vielen autistischen Kindern auffällig. So kann es sein, dass sie Hunger aufgrund einer schlechten Körperwahrnehmung nicht von Durst, Erschöpfung oder Müdigkeit unterschieden können, was sich wiederum auf das Gewicht niederschlagen kann. Hilfreich können in diesem Fall feste Pläne sein, mit denen sich die benötigte Nahrungsmenge einschätzen lässt. Doch auch Stress, sensorische Faktoren wie Aussehen, Geruch und Geschmack des Essens, Zwänge oder Routinen beeinflussen die Nahrungsaufnahme und können Beschwerden wie Verstopfungen verursachen.
Aufdecken lassen sich die Ursachen mit einem Ernährungstagebuch, in dem unter anderem die verzehrten Lebensmittel, der Ort der Nahrungsaufnahme, Umweltfaktoren wie Geräusche sowie anwesende Personen notiert werden. Essen Betroffene beispielsweise nur Lebensmittel einer bestimmten Farbe, kann das Aussehen des Essens mit natürlichen Lebensmittelfarben verändert werden. Ist Stress die Ursache, eignet sich ein ruhiger Ort zur Nahrungsaufnahme. Manchmal hilft es, autistischen Kindern die Hintergründe einer gesunden Ernährung zu erläutern, da viele sich für wissenschaftliche Zusammenhänge interessieren (10, 11).
Viele dieser Auffälligkeiten können bis zu einem gewissen Grad auch bei Nichtbetroffenen auftreten. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung zeigen jedoch in der Regel mehr Auffälligkeiten und die Eigenschaften sind stärker ausgeprägt. Insgesamt können sie auf andere etwas sonderlich, manchmal auch steif oder schüchtern wirken.