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Antiseptische Nasenspüllösungen zum Schutz vor Covid-19

Die Idee ist einleuchtend: Die Nase ist die Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in den Körper – somit könnte eine antiseptische Nasenspülung möglicherweise vor einer Infektion schützen. Doch gibt es einige offene Fragen bei diesem Ansatz: Wie wirksam und verträglich könnte solch eine Spülung wohl sein und welche Wirkstoffe kommen dafür in Frage? Der HNO-Arzt Professor Dr. Rainer Weber gab gegenüber der PZ eine Einschätzung.
Carolin Lang
26.11.2020  14:00 Uhr
Antiseptische Nasenspüllösungen zum Schutz vor Covid-19

Um einer SARS-CoV-2-Infektion direkt in der Nase vorzubeugen, werden momentan einige Strategien erforscht. Dazu gehört beispielsweise die Anwendung von Nasensprays mit Wirkstoffen, die entweder direkt gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind oder die Immunantwort auf den Erreger aktivieren sollen. Auch die Wirksamkeit einiger Nasenspülungen wird derzeit in Studien getestet. Professor Dr. Rainer Weber vom Städtischen Klinikum Karlsruhe ist Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und hat sich in eigener Sache bereits mit der Thematik beschäftigt. Denn HNO-Ärzte gehörten durch die direkte Arbeit an der Nase mitunter zu den meist gefährdeten Arztgruppen, sagte er im Gespräch mit der PZ.

Bevor ein Wirkstoff in einer Nasenspülung zur Infektionsprophylaxe angewendet werden kann, müssten laut Weber vorab in jedem Fall mindestens drei Dinge hinsichtlich der Verträglichkeit geprüft werden. Das ist erstens die mögliche Beeinträchtigung der Riechfunktion sowie zweitens der mukoziliären Clearance beziehungsweise Flimmerhärchen-Funktion als auch drittens ein möglicher Reizeffekt oder Schmerz im Bereich der Nase. Um außerdem die Wirksamkeit einschätzen zu können, müsse unter anderem geprüft werden, welches Volumen an Nasenspülung ausreichend wäre, um in die Bereiche der Nase zu gelangen, wo das Virus sich niederlasse.

»Bei der Anwendung kleinerer Volumina an Nasenspülungen und beim einfachen Hineinlaufen lassen auf einer Seite und Herauslaufen lassen auf der anderen Seite, werden im Normalfall nicht alle Bereiche der Nase erreicht«, erklärte der Mediziner. Das Riechareal beispielsweise befindet sich in der Nase recht weit hinten und oben. Dieses spielt auch bei SARS-CoV-2-Infektionen eine Rolle, denn Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Virus bevorzugt die Zellen der Riechschleimhaut befallen kann und so Geruchsstörungen auslöst. »Der Raum in der Nase ist deutlich verzweigter, als man sich das vorstellt. Es gibt zahlreiche kleine, tiefe Spalten und Widerstandsbrecher, die Ströme umleiten. Um alle Bereiche der Nase zu erreichen, müsste man mit hohen Volumina, empfohlen werden 250 ml, arbeiten und den gesamten Raum quasi fluten«, erklärte Weber. Bei einem Nasenspray hingegen bleibe der größte Teil der Flüssigkeit aufgrund der sich verengenden inneren Nase in dem Bereich hängen, den man mit den Fingern zudrücken könne, ergänzte er. Nasenspülungen mit größeren Volumina hätten also gegenüber einem Spray den Vorteil, dass sie die gesamte Nasenschleimhaut besser erreichen.

Eine weitere Frage sei außerdem die nach der Wirkdauer und folglich nach der Häufigkeit der Anwendung. Sprich: In welchen Abständen müsste eine Spülung zur Prophylaxe oder Begleittherapie erfolgen?

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