Altmaier will sich für Apotheken einsetzen |
Jennifer Evans |
16.09.2020 17:45 Uhr |
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte heute: »Der Pharmastandort Europa soll gestärkt werden«. / Foto: BAH/Svea Pietschmann
Viel Zeit hatte Peter Altmaier nicht mitgebracht, als er heute bei der BAH-Mitgliederversammlung darüber sprach, wie künftig die Arzneimittelversorgung in Deutschland sichergestellt werden kann. Er versprach jedoch, sich sowohl im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft als auch im Bund für »verlässliche und gute Rahmenbedingungen« einzusetzen. Die Coronavirus-Pandemie habe deutlich vor Augen geführt, wie wichtig zuverlässige Arzneimittelhersteller in Deutschland und Europa seien.
Das war aber noch nicht alles. Den Apotheken versprach er Hilfe bei der »Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle«. Dass Apotheken vor Ort in puncto Öffnungszeiten und Vorratshaltung einen Nachteil gegenüber dem Versandhandel haben, sei ihm klar. Daher hält der Minister es für nötig und sinnvoll, wenn die Offizinen ihr »Ladenlokal ins Internet verlängern«. Darüber hinaus plane er zusammen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Infrastruktur der Apotheken auf dem Land zu verbessern. Weiter ins Detail ging er allerdings bei diesem Thema nicht.
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des BAH, wertete Altmaiers Worte als klares Statement für die Vor-Ort-Apotheke. Aber auch für die pharmazeutische Industrie hatte der Wirtschaftsminister gute Nachrichten im Gepäck und sicherte »Hilfe zur Selbsthilfe« sowie »marktwirtschaftliche Unterstützung« vom Staat zu. Der BAH hatte regulatorische Erleichterungen und Beschleunigungen, zum Beispiel bei der Genehmigung von neuen Betriebsstätten, sowie wieder mehr Investitionen in Europa gefordert. Altmaier warnte jedoch davor, die Globalisierung zurückzudrehen. Entscheidender für die Stabilisierung der Arzneimittelversorgung ist es in seinen Augen, die Lieferketten hierzulande zu diversifizieren. »Auch sollte man sich im Vorfeld konkret Gedanken darüber machen, was wir in Deutschland künftig überhaupt produzieren wollen«, so der Minister.
Über die Vorteile des E-Rezepts sprach heute Gematik-Chef Markus Leyck Dieken. Seiner Ansicht nach wird die elektronische Verordnung den Versorgungsalltag in jeder Hinsicht verbessern. Bei dessen Implementierung kommt es dem BAH darauf an, dass die Apotheken vor Ort keinen Wettbewerbsnachteil erleiden. »Es gilt, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, damit große Versandhändler keine wettbewerbsverzerrenden Vorteile erhalten«, betonte Wieczorek.
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