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Haarwuchsstörungen

Alopezie hat viele Auslöser

Verstärkter Haarausfall und Haarlosigkeit belasten viele Patienten. Den vielfältigen Ursachen von Androgen-Imbalance, Autoimmunität und Entzündung bis hin zum metabolischen Stress stehen nur wenige zugelassene Behandlungen gegenüber. Für unzählige propagierte Naturprodukte fehlen Studien und Evidenz.
Eva Gottfried
19.04.2025  07:00 Uhr

Der Mensch hat etwa 80.000 bis 100.000 Haare allein am Kopf, die von den Haarfollikeln in der Dermis gebildet und im Lauf ihres Lebenszyklus aus der Haut herausgeschoben werden. Ein Zyklus durchläuft Anagen-, Katagen- und Telogenphase, bevor das Haar ausfällt.

Normalerweise befinden sich etwa 88 bis 90 Prozent der Haare in der Anagenphase, einer Wachstumsphase von zwei bis sieben Jahren, in der das Haar etwa 0,3 mm pro Tag wächst. Die Katagenphase ist eine kurze Übergangszeit von zwei bis vier Wochen und dient zur Vorbereitung des Ablösens des Haares mithilfe eines physiologischen Apoptoseprogramms. In der Telogenphase (Ruhephase) von etwa zwei bis vier Monaten wird das Haar von der Haarpapille und damit von der Nährstoffversorgung endgültig abgekoppelt und fällt schließlich aus. Anschließend beginnt der Zyklus von vorne (Abbildung 1) (1, 2).

Auf diese Weise fallen ganz physiologisch etwa 50 bis 100 Kopfhaare täglich aus. Die in der Regel unabhängig voneinander wachsenden Haare sind in unterschiedlichen Phasen, können aber durch Einflussfaktoren wie Hormone, Wachstumsfaktoren, Medikamente und Jahreszeiten synchronisiert werden (1, 3).

Ein starker Verlust von Haaren wird als Effluvium bezeichnet, das nicht nur die Kopfhaut, sondern auch andere Stellen wie Bart und Nasenhaare betreffen kann. Dabei unterscheidet man das anagene Effluvium, bei dem die Unterbrechung der Wachstumsphase zum Ausfall von Haaren in der Anagenphase führt, und das telogene Effluvium, bei dem mehr als 100 Haare pro Tag in die Ruhephase übergehen und dann ausfallen. Erst ein auffälliger Haarverlust bis Haarlosigkeit wird etwas unscharf mit dem Begriff Alopezie bezeichnet (1, 3).

Sammelbegriff für heterogene Formen

Verstärkter Haarausfall tritt in sehr unterschiedlichen Formen mit verschiedener Pathogenese und Ursache auf. Der Sammelbegriff Alopezie umfasst vernarbende, irreversible und nicht vernarbende, reversible Formen.

Zu den nicht vernarbenden, reversiblen Formen zählen unter anderem Alopecia areata (AA, kreisrunder Haarausfall) und Alopecia androgenetica (AGA) mit eher diffusem Haarverlust. Des Weiteren zählen anagenes und telogenes Effluvium dazu, einschließlich der stressbedingten Alopezie (1, 3, 4).

Beispiele der sehr heterogenen Gruppe der vernarbenden, atrophisierenden und irreversiblen Formen sind Lichen planopilaris (Lichen ruber planus der Kopfhaut), Folliculitis decalvans und postmenopausale frontale fibrosierende Alopezie, Letztere auch mit Beteiligung der Augenbrauen (1, 3, 4).

Die einzelnen Formen von Haarverlust haben unterschiedliche, teils kombinierte Ursachen (1, 3, 4). So wird die androgenetische Alopezie wesentlich durch eine genetische Veranlagung der Sensitivität gegenüber Dihydrotestosteron (DHT) bestimmt (1, 4). Die Alopecia areata dagegen ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen Haarfollikel richtet (1, 2, 4). Dagegen basieren anagenes und telogenes Effluvium häufig auf metabolischem oder psychischem Stress, sei es im Kontext von Krankheit, Medikation (Biologika, Immunsuppressiva, Zytostatika), Schwermetallbelastung oder Hormonschwankungen, auch im Rahmen einer Geburt. Der Haarverlust ist hier in der Regel nicht vernarbend und reversibel (4).

Vernarbende Formen der Alopezie sind dagegen durch entzündliche Prozesse gekennzeichnet, durch die die Haarfollikel dauerhaft geschädigt und durch Narbengewebe ersetzt werden (4). Ursachen von sekundär vernarbenden Formen sind zum Beispiel die irreversible Zerstörung der Haarfollikel durch Verbrennungen, tiefe Infektionen und Traumata oder durch Bestrahlung von Tumoren.

In der Pathogenese wirken viele Faktoren zusammen und beeinflussen den Wachstumszyklus der Haare (Abbildung 2). Androgen-Ungleichgewicht, Prostaglandin-Überladung bei Entzündung, überaktive Sebumproduktion mit mikrobieller oder fungal überwachsener Situation, Mikrovernarbungen und Mikroinflammation aufgrund von Durchblutungsstörungen sowie Nährstoffdefizite wirken dabei zusammen (2, 3).

Die Diagnosestellung und das Management der heterogenen Erkrankungen sind komplex. Neben wenigen zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten werden unzählige weitere Substanzen propagiert, für deren Wirkung noch keine oder wenig Evidenz gegeben ist (3, 4, 5).

Bei der Trichotillomanie reißen sich die Betroffenen gewohnheitsmäßig normale Haare aus, was als Haarverlust sichtbar werden kann. Normalerweise handelt es sich um Haare vom Kopf, von Augenbrauen und/oder Wimpern; es können aber auch andere Körperhaare sein. Hierbei handelt es sich um eine psychosomatische Störung (3).

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