Alopezie hat viele Auslöser |
Neben dem Kopfhaar können auch andere Haarbereiche wie Bart, Nasenhaare sowie Wimpern und Augenbrauen vom kreisrunden Haarausfall betroffen sein. An den Fingernägeln können beispielsweise Grübchen, Rillen oder raue Stellen auftreten (Tabelle) (3, 9).
Der Verlust der Nasenhaare kann zu vermehrten Allergien und Infektionen der oberen Atemwege führen. Eine spezielle Standardbehandlung fehlt; die Therapie orientiert sich an der am Kopf. Sind die Augenbrauen betroffen, wird manchmal topisch Tacrolimus im Off-Label-Use eingesetzt, um eine langfristige Steroidgabe zu umgehen (9).
Neben den zugelassenen Arzneimitteln werden unzählige »Naturstoffe« für die Behandlung beworben, die das Wachstum der Haare fördern und den Haarverlust hinauszögern sollen. Darunter sind zum Beispiel Polyphenole, Vitamin B, C und Biotin, die Spurenelemente Selen, Zink und Eisen, Aminosäurekombinationen (L-Cystin, Histidin in Kombination mit Kupfer), Quercetin, Flavonoide und Koffein (5, 12).
Häufig mangelt es an Wirksamkeitsnachweisen; lediglich für Koffein sind vielversprechende experimentelle Daten veröffentlicht. Koffein wirkt auf mehreren Wegen, unter anderem als Phosphodiesterase-Inhibitor, Antioxidans, Stimulator von Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) und Adenosinrezeptor-Antagonist, was zum Anstieg des cAMP-Spiegels und zur Stimulation der Stoffwechselaktivität im Haarfollikel führt (13). Topisches Koffein konnte bei Tests die Haarfollikel penetrieren und dort akkumulieren. Da einige klinische Studien eine hohe Anwenderzufriedenheit beschrieben haben, kamen die Autoren eines kürzlich erschienenen Reviews zu dem Schluss, dass Koffein eine effektive und sichere Option zur Behandlung von Haarverlust sein könnte (13). Ob eine realistische Einwirkzeit für ein Eindringen in die Dermis ausreicht, ist noch zu zeigen.
Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Haarverlust viele Patienten psychisch stark belastet und allein das Gefühl, überhaupt etwas zu tun, Linderung bringen mag (3, 5).
Eva Gottfried ist Diplom-Biologin und Übersetzerin. Sie studierte an der Universität Heidelberg und schloss 1994 ihre Diplomarbeit am DKFZ Heidelberg ab. Ihre Promotionsarbeit fertigte sie am Institut für Immunologie der LMU München an. Dr. Gottfried arbeitete viele Jahre als wissenschaftliche Assistentin am Uniklinikum Regensburg im Bereich Hämatologie/Onkologie und habilitierte sich dort in Experimenteller Medizin mit einer Arbeit zur Modulation der Immunantwort im Tumormilieu. Seit 2014 arbeitet sie als Selbstständige in der Wissenschaftskommunikation und im Medical Writing.