Allergische Reaktionen auf mRNA-Impfstoff offenbar selten |
Christina Hohmann-Jeddi |
10.12.2020 17:58 Uhr |
Schwere allergische Reaktionen auf Impfungen sind in der Regel sehr selten. Nach zwei Fällen in Großbritannien beziehen deutsche Allergologen Stellung zu dem Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer. / Foto: Adobe Stock/supAVADEE
Seit 8. Dezember wird der mRNA-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer in Großbritannien als erstem Land weltweit außerhalb von Studien verimpft. Tausende von Menschen im Vereinigten Königreich haben den Impfstoff seit seiner ersten Verteilung am Dienstag erhalten. Bereits einen Tag später wurde von der verantwortlichen Behörde, der Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA), eine Meldung über zwei schwerwiegende allergische Reaktionen an das zuständige Parliamentary Committee in London gemeldet.
Nach Recherchen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) waren hiervon zwei Mitarbeiter des staatlichen National Health Service (NHS) betroffen, bei denen Allergien in der Vorgeschichte bekannt waren. Darauf weist der Verband in einer Mitteilung hin. Stephen Powis, Direktor des NHS, berichtete über einen guten Verlauf und eine schnelle Erholung der betroffenen Patienten.
Professor Dr. Ludger Klimek, Leiter des Allergiezentrums in Wiesbaden und Präsident des AeDA, erläutert: »Bislang ist nicht klar, was die allergischen Reaktionen bei diesen zwei Patienten ausgelöst hat.« Im Gegensatz zu einigen anderen Impfstofftypen enthalte der Covid-19 Impfstoff keine Allergene von Hühnerei oder andere Stoffe, von denen bekannt sei, dass sie allergische Reaktionen oder einen allergischen Schock auslösen könnten. Klimek: »Wie auch bei anderen Medikamenten kennen wir allergische Reaktionen auch bei Impfstoffen. Sie sind glücklicherweise aber sehr selten. Wichtig ist, dass wir Daten über die Wahrscheinlichkeit und Schwere möglicher Allergien auf Impfstoffe erhalten und die auslösenden Allergene erkennen.«
Allergische Reaktionen seien in der Phase-III-Studie zu BNT162b2 mit erfasst worden. Diese seien in der Gruppe der Teilnehmer, die den Covid-19-Impfstoff erhielten, bei 0,63 Prozent aufgetreten gegenüber 0,51 Prozent der Probanden in der Placebogruppe. Patienten mit schweren Allergien wären in der Studie allerdings nicht eingeschlossen. gewesen. »Daher weiß man bislang wenig über Patienten, die wie die zwei in Großbritannien beobachteten Fälle unter schweren anderen Allergien leiden«, heißt es in der Mitteilung des AeDA. Die Behörde MHRA empfiehlt vorerst, dass Menschen mit schweren Allergien den Impfstoff nicht erhalten sollten, bis genauere Erkenntnisse vorliegen. Laut Studienprotokoll, das beim Studienregister ClinicalTrial.org gelistet ist, waren Personen mit bekannten Allergien gegen einen Bestandteil des Impfstoffs von der Studie ausgeschlossen.
Allergie-Experte Klimek hält es für möglich, dass nur sehr wenige Personen aufgrund des Allergierisikos von einer Impfung ausgeschlossen werden müssten. »Eine schwere allergische Reaktion, eine Anaphylaxie, beobachten wir bei circa einer auf eine Million Impfungen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass dieser Impfstoff ein besonders hohes Anaphylaxie-Risiko aufweist. Sollte ein bestimmtes Allergen in BNT162b2 die aufgetretenen Reaktionen auslösen, könnte gegebenenfalls eine geringfügige Modifikation des Impfstoffs das Risiko verringern«, so Klimek.
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