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mRNA-Vakzinen

Allergierisiko bei zweiter Covid-19-Impfung gering

Wer nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine allergische Reaktion erlebt hat, scheut verständlicherweise eine zweite Dosis. Doch das Risiko für eine weitere allergische Reaktion ist gering, zeigt eine aktuelle Metaanalyse.
Christina Hohmann-Jeddi
25.02.2022  18:00 Uhr

Ob Personen, die bei einer ersten Covid-19-Impfung eine allergische Reaktion erlitten haben, sicher weiter immunisiert werden können, ist noch nicht vollständig klar. Wie hoch das Risiko für eine weitere allergische Reaktion ist, untersuchte ein Team von Forschern um Professor Dr. Derek Chu von der kanadischen McMaster University in Hamilton, Ontario, in einer Metaanalyse. Hierfür werteten die Forscher Daten von 22 Studien mit insgesamt 1366 Probanden aus, die im Mittel 46,1 Jahre alt und in der Mehrheit (87,8 Prozent) Frauen waren. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team nun im Fachjournal »JAMA Internal Medicine«

Von den 1366 Probanden, die auf ihre erste Impfdosis sofort (innerhalb von 24 Stunden) allergische Reaktionen gezeigt hatten, vertrug die große Mehrheit die zweite Dosis ohne Symptome. 232 Personen entwickelten milde Symptome (13,65 Prozent) und sechs Personen zeigten schwere Reaktionen (0,16 Prozent), die sich aber gut behandeln ließen.

Von einer Untergruppe von 78 Personen, die bei der ersten Dosis schwere allergische Reaktionen entwickelt hatten, reagierten nur vier nach einer zweiten mRNA-Impfstoffdosis mit schweren Symptomen (4,94 Prozent). 15 weitere Personen zeigten milde Symptome (9,54 Prozent).

Die Daten zeigten, dass auch Personen, die auf eine erste mRNA-Impfdosis allergisch reagiert hätten, in einer überwachten Umgebung sicher eine Zweitimpfung erhalten könnten, folgern die Autoren um Chu. Dies widerspreche der Annahme, dass bei allergischen Reaktionen auf eine Erstimpfung auch entsprechende Reaktionen auf eine Zweitimpfung folgen müssten. Es sei ein Indiz dafür, dass die allergischen Reaktionen nicht Ig-E-vermittelt seien, da IgE-vermittelte Reaktionen reproduzierbar seien.

Den Anaphylaxien auf mRNA-Impfstoffe lägen somit wohl keine IgE-abhängigen Mechanismen zugrunde, was auch mit mechanistischen Studien und der erfolglosen Suche nach konkreten Allergenen in den Impfstoffen und der »Unfähigkeit von Hauttests, auf Inhaltsstoffe der Vakzinen Sofortreaktionen vorherzusagen« übereinstimme, schreibt das Team. Insgesamt konnten Maßnahmen zur Risikoreduktion wie Allergie-Hauttests, eine Prämedikation vor der Impfung oder Risikostratifizierungsmaßnahmen der Analyse zufolge die Ergebnisse nicht beeinflussen.

In Deutschland können Personen, die auf eine erste mRNA-Impfstoffdosis mit schweren Symptomen oder Anaphylaxie reagiert haben, geimpft werden, wenn bei ihnen eine IgE-vermittelte Genese der Reaktionen in einem spezialisierten allergologischen Zentrum ausgeschlossen wurde. Das geht aus einem Flussdiagramm hervor, das vom Paul-Ehrlich-Institut zusammen mit dem Robert-Koch-Institut und verschiedenen Fachgesellschaften erstellt wurde.

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