Aktinische Keratosen auf dem Rückzug |
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Lokalreaktionen an der Applikationsstelle. Meist handelte es sich um Erytheme (91 Prozent der Patienten), Schuppenbildung (82 Prozent), Verkrustung und Schwellung (46 und 39 Prozent). 12 Prozent der Patienten klagten über Erosionen und Ulcera. Weniger als 10 Prozent berichteten über Bläschen und Pusteln, Juckreiz und Schmerzen an der Applikationsstelle. Schwere lokale Hautreaktionen traten mit einer Gesamtinzidenz von 13 Prozent auf. Keine Lokalreaktion war behandlungsbedürftig.
Schwangere Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, sollen das Medikament nicht anwenden. In der Stillzeit ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich. Bei immunsupprimierten Patienten ist Vorsicht geboten.
Wichtig für die Beratung: Eine Packung des Fertigarzneimittels enthält fünf Beutel à 250 mg Salbe. Nach der Anwendung muss der Beutel entsorgt werden, auch wenn er noch nicht leer ist. Der Patient muss am nächsten Tag einen neuen Beutel öffnen.
Für die lokale Behandlung aktinischer Keratosen (AK) stehen bereits mehrere physikalische und medikamentöse Verfahren zur Verfügung. Tirbanibulin ist eine weitere Therapieoption, aber eine mit einem neuen Wirkprinzip bei AK. Es inhibiert zum einen die Tyrosinkinase Src, zum anderen handelt es sich um einen Tubulin-Polymerisationshemmer. Die vorläufige Einstufung als Schrittinnovation ist aus zwei weiteren Gründen gerechtfertigt. Zum einen dürfte der Anwendungszeitraum von nur fünf Tagen einen Vorteil hinsichtlich der Adhärenz im Vergleich zu anderen, länger anzuwendenden Topika bedeuten. Auch auf die Verträglichkeit (Stichwort: Dauer von Hautreizungen) könnte sich das möglicherweise positiv auswirken. Zum anderen war der Wirkungsgrad von Tirbanibulin in Studien hoch. Der Wirkstoff ließ viele Läsionen abheilen.
Allerdings kam es auch unter Tirbanibulin nach einem Jahr vielfach zum Wiederauftreten von Läsionen und neuen Läsionen. Dass Tirbanibulin besser wirkt als andere bereits etablierte Therapeutika, ist in direkten Vergleichsstudien nicht belegt. Zudem wäre ein längerer Nachbeobachtungszeitraum wünschenswert.
Sven Siebenand, Chefredakteur