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Schwellenländer

Abwasser als Antibiotikaresistenz-Hotspot

Antibiotika-Rückstände in Gewässern von Schwellenländern stellen eine große Herausforderung dar. In Indien, China und vielen weiteren Ländern dieses Gebiets sorgten sie für potenzielle Resistenz-Hotspots, berichtet ein Wissenschaftlerteam in einer Übersichtsarbeit.
dpa
09.01.2023  14:20 Uhr
Abwasser als Antibiotikaresistenz-Hotspot

Abwässer und Kläranlagen scheinen demnach Hauptquellen für die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen in diesen Regionen zu sein. «Diese Datenerhebung hilft uns, eine Vorstellung davon zu bekommen, ob es in verschiedenen Gewässern Asiens eine hohe selektive Konzentration von Antibiotika gibt oder nicht. Und die Antwort lautet: Ja, die gibt es», teilte Thomas Van Boeckel, Dozent für Gesundheitsgeografie an der Universität Göteborg, mit. Er war selbst nicht an der im Fachjournal «The Lancet Planetary Health» vorgestellten Studie beteiligt.

Dass sich Resistenzen etwa aus China oder Indien bis nach Europa verbreiten, hält Van Boeckel grundsätzlich für möglich: «Es gibt zahlreiche Arbeiten, die zeigen, dass sich viele arzneimittelresistente Erreger weltweit verbreitet haben.»

Antibiotika können aus Abwässern und Abfällen etwa von Kommunen, Krankenhäusern und Pharmafirmen in Flüsse, Seen, Meere und Grundwasser gelangen. Mit solchen Medikamenten behandelte Menschen und Tiere scheiden einen erheblichen Teil der Substanzen in biologisch aktiver Form über Urin und Fäkalien aus.

Wasser wird direkt zum Waschen und Trinken genutzt

Im Gebiet der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierten Westpazifischen (WPR, einschließlich China) und Südostasiatischen Region (SEAR, einschließlich Indien) gelangen etwa 80 bis 90 Prozent des Abwassers ungeklärt in Gewässer, wie es in der Analyse heißt. China und Indien gehören demnach zu den weltweit größten Produzenten und Verbrauchern von Antibiotika. Mit mehr Antibiotika-Rückständen in der Umwelt steigt die Gefahr für die Entstehung weiterer resistenter Erreger und neuer Resistenzwege.

Besorgniserregend sei der Eintrag in die Umwelt von WPR- und SEAR-Ländern auch deshalb, da dort viele Menschen Wasser etwa aus Flüssen und Seen direkt zum Waschen und als Trinkwasser nutzten, erläutern die Forschenden um Nada Hanna vom Karolinska Institut in Stockholm.

Das Team wertete 240 Analysen zur Situation in Ländern der beiden WHO-Regionen aus. Zudem ermittelten sie mit einer speziellen Methode, wo die Konzentration von Antibiotika so hoch liegt, dass sie wahrscheinlich zur Bildung von Antibiotikaresistenzen beiträgt. Solche Werte wurden demnach in Abwässern, Zu- und Abflüssen von Kläranlagen und in aufnehmenden Gewässern gemessen.

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