Ab wann wird Hitze für Menschen gefährlich? |
Abkühlen ist eine gute Idee, in die pralle Sonne zu gehen, weniger. / Foto: Getty Images/SimpleImages
Vor einem Jahr riss selbst Hamburg im Juli die 40-Grad-Marke. Für den Deutschen Wetterdienst war das eine «echte Rarität». Heiße Tage und Tropennächte, die für eine Hitzewelle sorgen können, sind Wissenschaftlern zufolge eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. Der Körper kann sich zwar in Grenzen akklimatisieren. Doch gerade für Kinder sowie kranke und alte Menschen ist das deutlich schwieriger als für gesunde Erwachsene. Ab wann wird Hitze für Menschen gefährlich?
Als Faustregel gilt: Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Bei mehr als 30 Grad hat der Körper vieler Mitteleuropäer deutlich mehr Stress, sich selbst wieder herunterzukühlen, als bei niedrigeren Temperaturen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.
Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten. Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.
Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Das kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient. Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen – wie eine Glühbirne ihre Umgebung erwärmt.
Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.
Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren). Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können nach Angaben des Malteser Hilfsdienstes zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen.
Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden – ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren. Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, psychisch Kranke, Drogenabhängige und Obdachlose.