Lungenärzte: E-Zigarette nicht verharmlosen |
Die Gesundheitsschädlichkeit von E-Zigaretten und die Folgen des Tabakkonsums werden in der Bevölkerung weiterhin unterschätzt. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai hin. Sie fordert von der Politik ein komplettes Werbeverbot für diese Produkte sowie mehr gesundheitliche Aufklärung.
Inzwischen nutzen in Deutschland etwa eine Millionen Menschen regelmäßig E-Zigaretten, heißt es in einer Mitteilung der DGP. «Grund für diesen gestiegenen Trend ist sicherlich die Annahme, E-Zigaretten seien weniger gesundheitsschädlich und eine gesündere Alternative zum Tabakkonsum», erklärt Professor Dr. Klaus F. Rabe, Präsident der DGP und Chefarzt der Abteilung Pneumologie an der LungenClinic Grosshansdorf. Denn im Gegensatz zu Tabakzigaretten enthält der Dampf von E-Zigaretten keine Verbrennungsprodukte. «Doch trotz geringerer Toxizität kann auch das E-Rauchen massive gesundheitliche Probleme verursachen», so Rabe und verweist auf verschiedene Forschungsergebnisse.
Eine aktuelle amerikanische Studie zeige beispielsweise, dass die der E-Zigarette zugesetzten Aromastoffe die Lunge reizen und das Immunsystem negativ beeinflussen können. Das berichten Forscher im Fachjournal «Free Radical Biology and Medicine». In ihrer Untersuchung zeigten die Forscher, dass alle getesteten 49 Aromen beim Rauchen unterschiedliche Mengen freier Radikale freisetzen, die oxidativen Stress in den Zellen verursachen und diese so schädigen. Dies könne Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Parkinson sowie Lungen- und Darmkrebs verursachen.
Insgesamt gibt es fast 8000 verschiedene Aromastoffe, die der E-Zigarette zugesetzt werden können. Sie werden zwar von der Lebensmittelindustrie bereits als Lebensmittelzusatzstoffe verwendet und als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. «Doch sobald sie erhitzt und inhaliert werden, scheinen diese Aromen Schadstoffe zu produzieren, die der Lunge und dem Immunsystem schaden», warnt Rabe. Weitere Untersuchungen finden hierzu bereits statt.
Zudem sind in E-Zigaretten schädliche Substanzen wie Nitrosamine, Diethylenglykol und Formaldehyd bereits nachgewiesen worden. Das ebenfalls enthaltene Propylenglykol – das Verneblungsmittel, welches ebenso in Diskotheken eingesetzt wird – kann die Atemwege reizen. «Wie sich das langfristig auf die Lunge auswirkt, kann man jetzt noch nicht sagen. Langzeitstudien dazu fehlen noch», so Rabe. «Und dass durch das zugesetzte, süchtig machende Nikotin der Schritt von der E-Zigarette zum Tabakkonsum nicht weit ist, zeigen ebenfalls mehrere Studien.»
Anlässlich des Weltnichtrauchertags fordert die DPG daher von der Politik mehr Maßnahmen zur Aufklärung über gesundheitliche Risiken des Tabak- sowie E-Zigarettenkonsums. Zudem setzt sie sich seit Jahren für ein umfassendes Werbeverbot für E-Zigaretten sowie Tabakprodukte ein, um insbesondere junge Menschen vor gesundheitlichen Schäden zu schützen. Außerdem sollten Betroffene professionelle Entwöhnungsprogramme auf Rezept erhalten können. Noch gibt es solche Maßnahmen in Deutschland nicht: Entsprechende Programme und Arzneimittel muss der Raucher aus eigener Tasche bezahlen. (ch)
DOI: 10.1016/j.freeradbiomed.2018.03.020
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30.05.2018 l PZ
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