Zwei Bundesländer, eine Meinung zum Apotheken-Protest |
Sven Siebenand |
14.06.2023 18:00 Uhr |
Dass die Zahl der Apotheken dramatisch zurückgeht – bei gleichzeitiger besorgniserregender Altersstruktur der gegenwärtigen Inhaberinnen und Inhaber – liegt laut Koch an der mangelnden finanziellen Ausstattung der Apotheken. »Die Apothekenvergütung bleibt deutlich hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück. Dadurch wird es gerade für Jüngere immer unattraktiver, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.« Koch kritisierte, dass die Politik seit Jahren nicht bereit ist, die Apotheken an den wirtschaftlichen Entwicklungen teilhaben zu lassen. Sie erinnerte daran, dass der Festzuschlag auf verschreibungspflichtige Arzneimittel seit 2004 überhaupt nur einmal zwischenzeitlich leicht angepasst wurde. Hott pflichtete seiner Kollegin bei. »Immer hören wir, dass im Moment kein Geld für die Erhöhung des Apothekenhonorars da sei. Dieser Moment wird nun schon 20 Jahre alt.« Und weiter: »Jetzt läuft das Fass über und wir wehren uns gegen diesen nicht gerechtfertigten Umgang mit uns.«
Von links: Andreas Hott, Vorsitzender des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz, Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins und Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer des Saarländischen Apothekervereins bei der Pressekonferenz in Saarbrücken. / Foto: PZ/Siebenand
Sowohl Koch als Hott unterstrichen die Forderung des Berufstandes, dass der Festzuschlag gemäß Arzneimittelpreisverordnung von 8,35 Euro netto auf 12 Euro netto erhöht werden muss und danach jährlich automatisch zu dynamisieren ist. Die Erhöhung des sogenannten Fixums ist elementar wichtig, betonte Hott. Darüber hinaus gibt es weitere Forderungen, etwa die Abschaffung von Nullretaxationen, der Wegfall unnötiger Bürokratie sowie eine angemessene Vergütung des Managements von Lieferproblemen bei Arzneimitteln. Wo ein Wille, da ein Weg: Sehr leicht, so Hott, ließen sich einige dieser Punkte noch im Rahmen des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) umsetzen.
Hott betonte, dass der Beruf des Apothekers ein wunderschöner ist, allerdings müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Nur so würde man auch den Nachwuchs von der Uni wieder für die öffentliche Apotheke begeistern können. Momentan sei dies absolut nicht der Fall. Bei einer Umfrage unter den Absolventinnen und Absolventen des Faches Pharmazie in Mainz hätten kürzlich nur drei von 78 Befragten sich vorstellen können, zukünftig in der öffentlichen Apotheke zu arbeiten. Hott nahm abschließend auch Bezug auf die pharmazeutischen Dienstleistungen, von denen die Patientinnen und Patienten sehr profitieren können. Allerdings scheitere die Umsetzung in vielen Apotheken momentan am Personal- und Zeitmangel – leider.