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E-Rezept

Zur Rose will 38.000 Ärzte anbinden

Ab 2022 soll das E-Rezept in Deutschland weitgehend zur Pflicht werden. Bis dahin gibt es noch viele Fragen auch mit Blick auf die technische Umsetzung zu klären. Nun meldet die Schweizerische Zur-Rose-Gruppe, das digitale Rezept über eine Kooperation künftig in 21.000 deutsche Arztpraxen bringen zu wollen.
Stephanie Schersch
25.06.2020  13:02 Uhr

Konkret geht es um die Zusammenarbeit der Zur-Rose-Tochter eHealth-Tec und des deutschen Software-Anbieters Medatixx, der nach eigenen Angaben 38.000 Ärzte zu seinen Kunden zählt. 21.000 Praxen, Ambulanzen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ) würden damit erreicht, was einem Marktanteil von 27 Prozent entspreche, wie es heißt. Ab Mitte August sollen Medatixx-Kunden entweder per Browser-Lösung oder über eine direkte Integration in die Praxissoftware nun Zugang zur E-Rezept-Technologie erhalten. Dabei stellt der Arzt mithilfe einer qualifizierten elektronischen Signatur ein digitales Rezept aus, das der Patient über einen QR-Code aufrufen und in einer an das System angeschlossenen Präsenz- oder Versandapotheke einlösen kann. Auch im Rahmen von Plattform-Lösungen sollen Patienten via App ihr Rezept einlösen können.

Für Medatixx-Geschäftsführer Jens Naumann ist die Kooperation ein logischer Schritt im Zuge der Telemedizin. »Das elektronische Rezept komplettiert die digitale Sprechstunde per Telefon oder Video und bietet Arzt und Patient einen echten Mehrwert«, sagte er.

EHealth-Tec hat bereits aus einer anderen großen Kooperation Erfahrungen mit der Anbindung deutscher Praxen und Apotheken an das E-Rezept. So kooperiert das Unternehmen mit der Techniker Krankenkasse (TK) im Rahmen eines ursprünglich auf Hamburg konzentrierten Pilotprojekts zur Erprobung der digitalen Verordnung. Inzwischen hat die TK ihr Projekt in ganz Deutschland ausgerollt und möchte es stetig ausbauen. »Wir erhalten tagtäglich neue Anfragen von Apotheken«, sagte TK-Vize-Chef Thomas Ballast. »Mittlerweile haben wir mehr als 1000 Vor-Ort-Apotheken, die mitmachen wollen.«

Neue Kooperationspartner der TK

Bundesweit können demnach über eine gemeinsame Schnittstelle mit den Apothekendienstleistern Noventi und den Rechenzentren NARZ/AVN 10.000 Apotheken technisch angebunden werden. Zahlreiche weitere Offizinen könnten auf Basis von Kooperationen mit dem Softwarehersteller Pharmatechnik sowie den Rechenzentren ARZ Haan und DRZ theoretisch hinzukommen. Pharmatechnik-Chef Detlef Graessner freut sich über die neue Zusammenarbeit mit der TK. Er sieht gerade mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie einen deutlichen Vorteil im digitalen Rezept. »Der Ansatz reduziert Risiken und Aufwand sowohl bei den Patienten als auch beim Apothekenpersonal«, so Graessner.

Inzwischen sind dem TK-Netzwerk neben den Präsenzapotheken mit Doc Morris und der Nordbahnhof-Apotheke Stuttgart auch zwei Versandhändler beigetreten. Weitere Versender stehen Ballast zufolge bereits in Verhandlungen mit der TK. »Damit haben unsere Kunden noch mehr Auswahl, auf welchem Weg sie ihre Arzneimittel beziehen wollen.«

Dass die Mehrheit der Deutschen bereit ist für das digitale Rezept, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der TK. Demnach würden fast zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) das E-Rezept anstelle der rosafarbenen Papiervariante bestimmt oder wahrscheinlich nutzen. Am größten war die Zustimmung mit 77 Prozent demnach wenig überraschend bei den 18- bis 39-Jährigen. In der Gruppe der Über-60-Jährigen lag die Zustimmung immerhin noch bei 39 Prozent. Im Rahmen der Umfrage hatte Forsa im Mai insgesamt 1000 Menschen befragt.

 

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