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Doc-Morris-Mutterkonzern

Zur Rose hat sich verspekuliert

Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose hat alles auf eine Karte gesetzt: die pünktliche E-Rezept-Einführung in Deutschland. Doch dazu kam es nicht. Die Jahresbilanz des Schweizer Konzerns fällt dementsprechend erschreckend negativ aus. Einen größeren Verlust hat die Doc-Morris-Mutter zuvor noch nie geschrieben.
Benjamin Rohrer
24.03.2022  12:30 Uhr

Im März 2019 präsentierte der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose seine Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2018. Damals kündigte CEO Walter Oberhänsli selbstbewusst an, dass man bis 2022 den Umsatz auf 2,4 Milliarden verdoppeln werde und eine EBITDA-Ziel-Gewinnmarge von 5 bis 6 Prozent anstrebe. Grund für den Optimismus war damals fast ausschließlich die geplante Einführung des E-Rezeptes. Der Rx-Marktanteil der Versender, der traditionell bei rund 1 Prozent liegt, werde mindestens auf 10 Prozent steigen. 2018 machte Zur Rose (Doc Morris) einen Rx-Umsatz von etwa 200 Millionen Euro – bei einem 10-prozentigen Marktanteil der Versender werde dieser auf 1,9 Milliarden Euro steigen, so die Rechnung der Schweizer.

Unternehmensergebnis: Minus 226 Millionen Schweizer Franken

Noch ist das Jahr 2022 in vollem Gange – doch Zur Rose/Doc Morris sind auf dem besten Wege, diese damals formulierten Ziele zu verfehlen. Denn die am heutigen Donnerstag präsentierte Jahresbilanz zeigt, wie tief der Konzern weiterhin in den roten Zahlen steckt. Demnach ist der Umsatz zwar wiederholt gestiegen und lag im Vergleich zum Vorjahr 15,5 Prozent höher, bei rund 2 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet rund 1,95 Milliarden Euro). Das Bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Wertminderungen (EBITDA) ist im Vergleich zu 2020 jedoch massiv abgerutscht. Während der Konzern 2020 noch einen Verlust von rund 31 Millionen Franken schrieb, lag das Minus im vergangenen Jahr bei rund 129 Millionen Franken. Die EBITDA-Gewinnmarge lag demnach bei Minus 7,5 Prozent. Das negative Unternehmensergebnis rutschte von Minus 136 Millionen Franken (2020) auf Minus 226 Millionen Franken ab.

Rx und OTC liefen schlechter als erwartet

Das Geschäft des EU-Versenders Doc Morris lief gleich in mehreren Bereichen schlecht. Zwar konnte der Konzern  seine Kundenzahl ausbauen – auf 12,4 Millionen aktive Kunden. Allerdings verringerten sich sowohl im OTC- als auch im Rx-Bereich die Bestellzahlen. Während der durchschnittliche Warenkorb-Wert 2020 noch bei 122 Euro (Rx) und 41 Euro (OTC) lag, sanken die Werte im vergangenen Jahr auf 115 Euro (Rx) und 39 Euro (OTC). Auch die Anzahl an Bestellungen pro Kunde sank – sowohl im Rx- als auch im OTC-Markt. Den massiv angestiegenen EBITDA-Verlust erklärt der Konzern aber auch mit Investitionen: 34 Millionen Franken habe man alleine für die technische Vorbereitung aufs E-Rezept ausgegeben. Ein großer Faktor für den Verlust dürften aber auch die schlechter laufenden OTC-Geschäfte gewesen sein. Zur Erinnerung: Insbesondere zu Beginn der Pandemie hatten die Versender große Gewinne im Non-Rx-Bereich gemacht. Alleine zwischen 2019 und 2020 wuchs der Online-OTC-Markt laut Zur Rose um rund 15 Prozent. Im vergangenen Jahr ist der OTC-Markt für Versender dann aber nur noch um 3,6 Prozent gestiegen.

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