Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten stark eingeschränkt |
Melanie Höhn |
24.03.2023 16:00 Uhr |
Im vergangenen Jahr sind die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen mehrmals Zeugen von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen geworden. Hier eine zerstörte Apotheke in Donetsk. / Foto: IMAGO/SNA
Schilderungen von medizinischem Personal und Patientinnen und Patienten, die unter russischer Kontrolle leben, weisen laut Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) darauf hin, dass der Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten und Behandlungen aufgrund von Ausgangbeschränkungen, massiver Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen oder des unberechenbaren Verhaltens einiger russischer Einheiten in der Ukraine stark eingeschränkt ist. »Diese Informationen wurden durch die medizinischen Aufzeichnungen von Ärzte ohne Grenzen von 11.000 Konsultationen (November 2022 bis Februar 2023) gestützt. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen versorgten häufig Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, die mehrere Monate lang unbehandelt blieben«, hieß es seitens ÄoG angesichts ihres aktuellen Berichts zur Lage in der Ukraine.
Besonders schockierend und ein »Akt der Unmenschlichkeit« sei der weit verbreitete Einsatz von Landminen in medizinischen Einrichtungen der Frontgebiete, sagte Vincenzo Porpiglia, Projektkoordinator für die ÄoG-Einsätze in der Region Donezk. »Es ist eine klare Botschaft an alle, die auf der Suche nach Medikamenten oder Behandlungen sind: Krankenhäuser sind kein sicherer Ort«, so Porpiglia weiter.
Im vergangenen Jahr seien die medizinischen Teams von mehrmals Zeugen von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen gewesen. In zwei Fällen, im April in Mykolajiw und im Juni in Apostolowe, sahen sie, wie Krankenhäuser von Streumunition getroffen wurden. Die medizinische Nothilfe musste daraufhin für mehrere Tage unterbrochen werden. In drei weiteren Fällen, am 8., 11. und 15. Oktober 2022, entdeckten Teams der Hilfsorganisation Minen in funktionierenden Krankenhäusern in ehemals russisch besetzten Gebieten in den Regionen Cherson, Donezk und in Isjum.
Laut Bericht haben die Teams auch direkt gesehen, wie Häuser, Geschäfte, Spielplätze, Schulen und Krankenhäuser in Schutt und Asche gelegt wurden. »In einigen der Städte und Dörfer, in denen wir arbeiten, ist alles zerstört. Entlang der 1000 Kilometer langen Frontlinie in der Ukraine sind einige Gebiete einfach von der Landkarte verschwunden«, erklärte Christopher Stokes, ÄoG-Einsatzleiter in der Ukraine.