X- und O-Beine wachsen sich oft aus |
O-Beine sind bei Babys normal und verwachsen sich normalerweise, wenn die Kinder laufen lernen. / Foto: Adobe Stock/Ivanko
Gerade für kleine Kinder geben Experten Entwarnung: Sowohl X- als auch O-Beine sind in vielen Fällen ganz normal und korrigieren sich von selbst, sagt Professor Dr. Ralf Stücker. Er ist leitender Arzt der Kinderorthopädie im Altonaer Kinderkrankenhaus. «Etwa bis 18 oder 24 Monate haben die meisten Babys und Kleinkinder O-Beine.» Mit dem Laufen werden sie gerade – erst mal. Denn: «Dann beginnt das X-Bein-Alter.» Ungefähr bis zum sechsten oder achten Lebensjahr haben die meisten Kinder dann nach innen geneigte Knie. «Wenn die Fehlstellung danach noch besteht, korrigiert sie sich in der Regel nicht mehr von selbst.»
Warum das so ist, bleibt meist unklar. Fehlstellungen können genetisch bedingt sein oder von bestimmten seltenen Erkrankungen verursacht werden, erklärt Stücker. Grund kann auch ein starker Vitamin-D-Mangel sein: Im Extremfall werden die Knochen weich und verformen sich. Übergewicht kann die X-Stellung der Beine verstärken. Wie ausgeprägt Fehlstellungen wie X- oder O-Beine sind, kann in der Regel nicht ausschließlich mit dem bloßen Auge festgestellt werden – auch nicht von Fachleuten. Deshalb wird ein Röntgenbild angefertigt und die Achsabweichungen vermessen, so Stücker. Dann wird die Fehlstellung einem der Schweregrade von leicht über mittel bis schwer zugeordnet.
Die leichten Fälle bleiben ohne operative Behandlung. Bei den mittelschweren und schweren Fällen ist die Wahrscheinlichkeit von vorzeitigem Verschleiß erhöht, etwa am Kniegelenk. Dann kann eine sogenannte Wachstumslenkung vorgenommen werden. Dabei sorgen kleine Klammern dafür, dass der Knochen an der richtigen Stelle nicht weiter wächst: Bei X-Beinen werden die Klammern an der Wachstumsfuge am inneren Ober- oder Unterschenkelknochen angebracht. Bei O-Beinen an den äußeren Seiten. Diese Klammern üben Druck auf einen Teil der Wachstumsfugen aus und verhindern dadurch zeitweise das Wachstum an diesen Stellen. «Wenn das Bein wieder gerade ist, wird die Klammer wieder entfernt», sagt Stücker.
Bei der Wachstumslenkung handele es sich um einen eher kleinen Eingriff, sagt der Mediziner: Die Kinder dürfen drei bis vier Wochen keinen Sport machen. Wenn die Klammern eingesetzt und wenn sie wieder entfernt werden, ist das mit wenigen Tagen im Krankenhaus verbunden. Meist dürfen die Kinder am Tag der OP wieder aufstehen. Wie bei jedem Eingriff kann es zu Komplikationen wie Problemen bei der Wundheilung oder durch die Narkose kommen. «Schädigungen der Wachstumsfuge sind sehr selten und kommen so gut wie nie vor, wenn man es richtig macht», sagt Stücker.