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Ulipristal plus Meloxicam

Wirkstoffkombination zur Last-Minute-Verhütung

Die Wirkung von Notfallkontrazeptiva wie dem als Pille danach gebräuchlichen Ulipristalacetat ist unmittelbar vor dem Eisprung unsicher. Laut einer Pilotstudie aus den USA kann die Kombination mit dem COX-2-Hemmer Meloxicam die Wirksamkeit zu diesem Zeitpunkt im Zyklus verbessern.
Laura Rudolph
26.04.2022  07:00 Uhr

Nimmt eine Frau Ulipristalacetat im Zyklus noch vor dem Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) ein, kann dies den Eisprung um bis zu fünf Tage verzögern und so eine Schwangerschaft verhindern. Etwa ein bis eineinhalb Tage vor dem Eisprung steigt die LH-Konzentration im Blut sprunghaft an. Auf dem Gipfel der LH-Ausschüttung ist der Zeitpunkt höchster Fruchtbarkeit erreicht und das Notfallkontrazeptivum meist wirkungslos.

Wird Ulipristalacetat mit dem Cyclooxygenase-2-Hemmer (COX-2-Hemmer) Meloxicam zusammen eingenommen, kann das die Empfängnis aber auch dann noch verhindern. Darauf deutet eine prospektive, offene US-Pilotstudie hin, deren Ergebnisse ein Team um Dr. Erica Cahill von der Stanford University School of Medicine in Kalifornien jetzt in der Online-Ausgabe des Fachjournals »BMJ Sexual & Reproductive Health« veröffentlichte.

Es wertete dafür je zwei Zyklen von zehn gesunden Frauen zwischen 18 und 38 Jahren aus. Während des ersten Zyklus untersuchten die Forscherinnen und Forscher das natürliche Ovulationsmuster der Frauen. Sie analysierten hierfür die Größe der Eibläschen im Eierstock (Follikel) mittels Ultraschall und den LH-Spiegel mittels Blutuntersuchungen. Im zweiten Zyklus erhielt jede Probandin während ihrer fruchtbaren Tage (Leitfollikel-Durchmesser ≥ 18 mm) je eine Einmalgabe von 30 mg Ulipristalacetat und 30 mg Meloxciam, acht Frauen während ihres LH-Anstiegs und zwei während des LH-Gipfels. In die finale Auswertung wurden neun Probandinnen eingeschlossen.

Verspäteter Eisprung, längerer Zyklus

Die Arzneistoffkombination wirkte: Bei sechs von neun Probandinnen verzögerte sich der Eisprung um mindestens fünf Tage. Acht Frauen erfüllten mindestens zwei Kriterien für eine Ovulationsstörung; dazu zählten ein Leitfollikel ≥ 18 mm, der über mindestens fünf Tage bestehen blieb, ein abgeflachter LH-Gipfel (<15 IU/l) sowie ein niedriger Progesteronspiegel (< 3ng/ml) in der Zeit zwischen Eisprung und Menstruation, der sogenannten Lutealphase.

Die Wirkstoffkombination verlängerte zudem die Zyklusdauer um etwa drei Tage von durchschnittlich 28,6 auf 31,9 Tage und senkte den Progesteronspiegel in der Lutealphase von durchschnittlich 10,5 ng/ml auf 4,6 ng/ml. Die Verlängerung des Zyklus könne vor allem für Frauen ungünstig sein, die mit Methoden der natürlichen Familienplanung verhüten, so das Autorenteam. Dagegen blieben die Dicke der Gebärmutterschleimhaut und die maximale Follikelgröße im Behandlungszyklus unbeeinflusst. Eine Probandin berichtete von Zwischenblutungen während der Lutealphase.

Fazit: Die Kombination aus Ulipristalacetat und Meloxicam scheint den Eisprung effektiv zu unterbrechen – selbst wenn der LH-Spiegel bereits ansteigt. Damit stellt sie einen interessanten Ansatzpunkt für die Entwicklung einer neuen Notfall-Verhütungspille oder gar eines pericoitalen Kontrazeptivums, also einer Pille »auf Abruf«, dar. Während die Pilotstudie lediglich die biologische Plausibilität der Wirkstoffkombination nahelegt, konnte sie jedoch noch kein Nebenwirkungsprofil erstellen oder einen genauen Wirkmechanismus zeigen. Laut den Autoren gibt es aber Hinweise darauf, dass COX-2-Hemmer die Reifung sogenannter Kumuluszellen stören, die den Follikel umgeben. Bis zur Entwicklung einer neuen Verhütungspille werden daher größere und ausführlichere Studien benötigt.

 

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