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Natriumkanäle
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Wirkort vieler Arzneistoffe

Was haben Lokalanästhetika, Antiarrhythmika, Antiepileptika und nun auch Analgetika gemeinsam? Sie blockieren Natriumkanäle. Die gezielte Blockade einzelner Kanalsubtypen birgt viel therapeutisches Potenzial. Suzetrigin zeigt, was möglich ist.
AutorKontaktUlrike Holzgrabe
Datum 02.11.2025  08:00 Uhr

Nav1.6-Inhibitoren als selektive Antiepileptika

Zur Unterdrückung von epileptischen Anfällen sollen die Natriumkanäle Nav1.1, 1.2 und/oder 1.6 blockiert werden (5) (Tabelle 1). Es ist bisher nicht gelungen, Nav1.1 oder 1.2 selektiv zu blockieren, weder mit kleinen Molekülen noch mit anderen Strategien.

Im Unterschied dazu gibt es für die im frühkindlichen Alter auftretende »entwicklungsbedingte (developmental) epileptische Enzephalopathie (DEE)« zwei Phase-II-Kandidaten. Diese Epilepsieform geht mit einer anomalen Überaktivität des Nav1.6 (»Gain-of-Function«-Mutante des Nav1.6-Kanals) einher. Die seltene (1 bis 3 Patienten pro 100.000), aber schwere neuropädiatrische Erkrankung ist durch psychomotorische und kognitive Störungen sowie Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet (7). Das Sulfonamid NBI-921352 (Abbildung 3) verhindert Krampfanfälle in geringeren zerebralen und Plasma-Konzentrationen im Gehirn als diese bei einer Therapie mit den Antiepileptika Carbamazepin, Phenytoin oder Lacosamid notwendig sind (8).

Die hoch fluorierte Verbindung Prax562 (Relutrigin, Abbildung 3) unterdrückt den Ausbruch des Aktionspotenzials und reduziert dieses; sie wirkt bei DEE-Patienten ebenso gut wie Carbamazepin und ist Lamotrigin überlegen (9). In die multizentrische doppelblinde Phase-II-Studie EMBOLD wurden 16 Patienten zwischen 2 und 18 Jahren einbezogen. Relutrigin wurde gut vertragen und konnte die Zahl der Krampfanfälle nach 16 Wochen um 46 Prozent und nach elf Monaten um 90 Prozent reduzieren (10). Dieses sehr positive Ergebnis, das als Durchbruch in der Therapie der DEE gefeiert wird, muss nun in Phase-III-Studien, für die gerade Patienten rekrutiert werden, überprüft werden.

Auch Cannabidiol hemmt den Nav1.6-Kanal und ist effektiv bei Arzneistoff-resistenten Krampfanfällen. Allerdings beeinflusst es eine ganze Reihe anderer Zielstrukturen (5), was zu Off-Target-Effekten führt.

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