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Wieder mehr virale Infekte erwartet

Schwerere Infekte als sonst drohen nicht

Drohen Infekte bei Kindern nach der Corona-Zeit nun schwerer auszufallen, weil das Immunsystem weniger trainiert ist? Immunologe Watzl geht von mehr Erkrankungen, aber nicht zwangsläufig von schwereren Verläufen aus. «Das Immunsystem darf man sich nicht als Muskel vorstellen, der sich in der Pandemie zurückgebildet hat.» Auch mit den Maßnahmen zum Schutz vor Corona habe es noch genug zu tun gehabt, zum Beispiel weil Keime nicht nur mit der eingeatmeten Luft, sondern etwa auch mit dem Essen aufgenommen würden.

Je nach Erreger gebe es unterschiedliche Ursachen, aus denen man sie sich einfängt, erklärt der Immunologe: «Rhinoviren etwa bekommt man, weil sich das Virus ständig verändert und dem Immunsystem somit neu erscheint. Es liegt nicht an mangelnder Erfahrung.» Bei den normalen Erkältungs-Coronaviren und dem RS-Virus sei man nach einer gewissen Zeit einfach wieder fällig. Bei solchen Infektionen «sind jetzt mehr Menschen wieder «dran», da viele sich ihre Immunität nicht letzte Saison abgeholt haben», erläutert Watzl. «Bei diesen Infektionen kann man daher eine höhere Zahl als normal erwarten. Bei den Rhinoviren zum Beispiel gehe ich nicht von einer höheren Anzahl aus.»

Auch trotz der befürchteten Corona-Verbreitung unter Kindern und Jugendlichen hält Kinderarzt Maske die Rückkehr zum Präsenzunterricht mit Hygienemaßnahmen und Testen für alternativlos. «Kinder sind eine relativ sichere Gruppe. Sie erkranken meistens nicht, wenn sie sich mit Corona infizieren. Das gilt auch für die neuen Virusvarianten», sagte Maske. Über das Ausmaß von Langzeitfolgen, Long Covid genannt, wisse man zwar noch nicht genug. «Wir sehen jedoch bisher bei Kindern und Jugendlichen weitaus mehr negative Folgen von Isolation und Pandemiemaßnahmen als von Corona und Long Covid.» Mehrere Studien zeigten vor allem psychische Belastungen.

Für Kinderarzt Maske ist es daher keine Frage: Kitas und Schulen sollten auch bei steigenden Inzidenzen unbedingt geöffnet bleiben, appelliert er. Nach den harten Einschnitten für diese Gruppen in den vergangenen Monaten sei Solidarität mit ihnen gefragt. «Erwachsene müssen sich zum Schutz der Kinder gegen Covid-19 impfen lassen, nicht umgekehrt», betonte Maske. Der Ständigen Impfkommission (Stiko), die die Corona-Impfung bislang nur vorerkrankten Kindern ab 12 Jahren empfiehlt, stärkte er den Rücken: «Es ist unglaublich, dass manche Politiker jetzt Kinder-Impfungen empfehlen.»

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