Wieder Luft für Rotznasen |
Hypertone Salzlösung wirkt ebenfalls leicht abschwellend – indem sie der Nasenschleimhaut Feuchtigkeit entzieht - und kann vom Kleinkind- bis zum Erwachsenenalter als mild wirksame Alternative zu α-Sympathomimetika eingesetzt werden (wie Hysan® Salinspray,). Für diese Präparate ist die Anwendungsdauer nicht beschränkt. Eine spezielle Salzlösung kam Anfang des Jahres mit dem Namen SaliNAC® auf den Markt. Die 3-prozentige Kochsalzlösung enthält 6 Prozent N-Acetylcystein (NAC). Der Wirkstoff reduziert laut Herstellerangaben Disulfidbrücken zwischen den Mucinen, was die Viskosität des Sekrets reduzieren und dieses leichter fließbar machen soll.
Sowohl begleitend zu anderen Therapieoptionen als auch vorbeugend können Nasensprays oder -tropfen mit isotonischen Salzlösungen zum Einsatz kommen (wie Emser® Nasenspray oder Rhinomer® Nasenspray). Sie befeuchten die Nasenschleimhäute und unterstützen sie so in der Abwehr von Krankheitserregern. Zusätze wie Dexpanthenol (wie Nasic-cur® Nasenspray), Hyaluronsäure (wie Hysan® Hyaluronspray) oder Ectoin (wie Pari Protect® Nasenspray, Olynth® Ectomed)) wirken ebenfalls regenrierend. Isotonische Salzlösungen (zum Beispiel Emser® Nasenspülsalz) haben sich außerdem in Form von Nasenspülungen bewährt. Auf diese Weise lassen sich Sekret und Erreger aus Nase und Nebenhöhlen entfernen und gleichzeitig eine Befeuchtung der Schleimhäute erreichen.
Dass isotonische Lösungen durchaus beachtliche Effekte erzielen können, zeigte eine kürzliche Untersuchung von australischen Kinderärzten. Danach war ein Nasenspray mit Kochsalz bei schnarchenden Kindern vergleichbar wirksam wie ein steroidhaltiges Präparat. Das Pädiaterteam um Dr. Alice Baker vom Murdoch Children’s Research Institute in Australien wollte eigentlich die Wirksamkeit eines Cortison-haltigen Nasensprays bei Kindern mit obstruktiven Atembeschwerden im Schlaf testen. Diese Erkrankung der oberen Atemwege ist durch Schnarchen und Atemprobleme während des Schlafs gekennzeichnet und betrifft etwa 12 Prozent der ansonsten gesunden Kinder.
Dazu starteten sie eine doppelblinde Vergleichsstudie mit 276 Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren. Diese bekamen entweder 50 µg eines Mometasonfuroat-haltigen Nasensprays oder 0,9-prozentige Kochsalzlösung mit jeweils einem Sprühstoß pro Nasenloch täglich für sechs Wochen.
Für die Mediziner erstaunlich: Beide Therapien waren annähernd gleich wirksam. Eine deutliche Reduktion der Symptome war bei 44 Prozent der Kinder in der Cortisonspray-Gruppe und 41 Prozent der Kochsalznasenspray-Gruppe zu beobachten. Als Hauptnebenwirkung trat Nasenbluten auf – dies betraf 9,7 Prozent der Cortisonspray- und 15 Prozent der Kochsalzspray-Gruppe. Die Zahl der Kinder, die eine operative Entfernung der Mandeln und/oder Polypen benötigten, halbierte sich in beiden Gruppen.
Unsere Schleimhäute sind nicht nur eine mechanische Barriere, sondern zugleich Teil unseres Immunorgans. So auch die Schleimhaut in Mund, Nasenhöhle und Pharynx einschließlich der Tonsillen.
Die Mukosa besteht aus unverhorntem Epithel, das von Mucus überzogen ist. Dieser wird von Becherzellen in der Epithelschicht freigesetzt und arbeitet eng mit den darunterliegenden Strukturen des Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebes (MALT) zusammen. Im Nasen-Rachen-Bereich spricht man vom NALT-System (N für nasal). Es ergänzt die systemische Immunabwehr, die wiederum primäre Immunorgane (Knochenmark, Thymus) zur Induktion und Prägung von Immunzellen sowie sekundäre Immunorgane (Lymphknoten, Milz) zur Bildung von IgG- und IgM-Antikörpern und spezifischen Lymphozyten umfasst. Während die Effektoren des systemischen Immunsystems in Blut und Gewebe verteilt werden, sichern die des NALT-Systems wie sIgA-Antikörper (sekretorische Immunglobulin-A-Antikörper) und angeborene lymphoide Zellen (ILC) direkt vor Ort die Grenzfläche in Nase, Mund und Rachen.
Das Mikrobiom, das die Schleimhäute überzieht, ist bei chronischer Rhinosinusitis, Mukoviszidose, COPD oder Asthma im Vergleich zu Gesunden verändert. Gesunde besitzen eine hohe Vielfalt an Bakterienkolonien, die in geringer Dichte auftreten. Im Krankheitsfalle überwiegen die Kolonien einzelner Arten, die Vielfalt ist dahin.