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Weltnichtrauchertag

Wie Tabak die Umwelt schädigt

Pestizide und Nikotin schädigen Tabakerzeuger

Pestizide und Nikotin schädigen Tabakerzeuger

Da die Tabak-Monokultur für Schädlinge anfällig sei, setzten die Bauern Pestizide ein, darunter in Deutschland verbotene Chemikalien wie 1,3-Dichlorpropen. Sie landen demnach nicht nur im Grundwasser, sondern auch in Flüssen, wo sie mit den Fischbeständen die Lebensgrundlage der Anwohner zerstören. Sie können auch psychische Erkrankungen verursachen, die von Eichborn zufolge in Brasilien, dem Tabak-Exportweltmeister, zu einer erhöhten Suizidrate bei Tabakerzeugern führen.

Hinzu komme die Kontamination der Plantagenarbeiter durch Nikotin, das beim Umgang mit den Pflanzen in die Haut eindringe. Sie leiden laut von Eichborn an der Grünen Tabakkrankheit mit den Symptomen Übelkeit, Schwindel und Herzschwäche.

Bundesverband der Tabakwirtschaft vergleicht Tabakanbau mit Kakao- und Kaffee-Anbau

Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) zieht für den Tabakanbau im Vergleich zu anderen im globalen Süden angebauten Nutzpflanzen eine positive Bilanz. Er habe mit den gleichen ökologischen und sozialen Problemen zu kämpfen wie der Anbau von Kakao oder Kaffee. »Insgesamt stellt der Tabakanbau keine größere Bedrohung für die biologische Vielfalt, den Verlust von Wäldern oder die Verschlechterung der Bodenqualität dar als der Anbau anderer Kulturen«, sagt Hauptgeschäftsführer Jan Mücke.

Für die Trocknung des Tabaks peile die Industrie bis 2030 die Umstellung auf Holz aus nachhaltigem Anbau an. Auch das Thema Pestizide hätten die Unternehmen der Tabakindustrie im Blick und achteten mit Monitoring-Programmen auf die Einhaltung von Grenzwerten. In Deutschland würden die Tabakmischungen der Markenzigaretten auf Rückstände von über 300 Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Nicht von ökologischen Folgen ablenken

Nach Ansicht von Eichborns verbietet sich ein Vergleich von Tabakprodukten, die für den Tod von jährlich acht Millionen Menschen verantwortlich seien, mit Kaffee und Kakao. Sie fordert ein EU-Lieferkettengesetz mit europaweit verpflichtenden Menschenrechts- und Umweltstandards. Dagegen stemme sich die Tabakindustrie. »Denn das kostet Geld und schmälert den Profit«.

Was Stuttgart im Kleinen erreichen will – aufklären über die Folgen des achtlosen Umgangs mit Kippen – macht der weltgrößte Hersteller von Tabakwaren, Philip Morris, im großen Stil. Der Konzern verbreitet Fakten, die aufrütteln sollen. Beispiel: »If we don't act now, in 10 years there might be more cigarette butts in the ocean than fish« (Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte es in zehn Jahren im Meer mehr Zigarettenkippen geben als Fische).

Philip Morris ruft Nichtraucher und Raucher auf, sich gemeinsam bei Firmen und Event-Managern für die Bereitstellung von Taschen-Aschenbechern und Mülleimern einzusetzen. Für von Eichborn ist das der Versuch, die Verantwortung für den Umweltschutz bei den Verbrauchern abzuladen und von einer ökologischen Gesamtbilanz abzulenken.

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