Pharmazeutische Zeitung online
Arzneimittel-Versorgung

Wie lassen sich Lieferengpässe lösen?

Der Weltapothekerverband fordert mehr rechtliche Möglichkeiten für Apotheker, ihre Patienten bei Lieferengpässen flexibler zu versorgen. Für dringend notwendig erachtet er zudem mehr Transparenz bei den Produktionsketten.
Daniela Hüttemann
16.09.2020  12:30 Uhr

Medimentenknappheit ist ein weltweites Problem, zum Teil auch mit globalen Ursachen und zuletzt noch einmal verschärft durch die Corona-Pandemie. Überall versuchen Apotheker tagtäglich, ihre Patienten angemessen mit den benötigten Arzneimitteln zu versorgen. Welche Möglichkeiten sie dabei haben, ist jedoch von Land zu Land unterschiedlich.

Der Weltapothekerverband FIP fordert heute in einem Positionspapier, Apotheker weltweit mit umfassenden Rechten zu versehen, um bei Lieferengpässen flexibel reagieren zu können. »Die Ursachen für Engpässe sind vielfältig, mehrdimensional und manchmal unvorhersehbar«, betont Lars-Åke Söderlund, Vorsitzender des FIP-Ausschusses für Arzneimittelknappheit und Präsident der Sektion Öffentliche Apotheke beim FIP. Im Kontext einer komplexen globalen Lieferkette und eines globalisierten Markts bestehe bei allen Beteiligten – einschließlich Patienten, Angehörigen der Gesundheitsberufe, Regierungsorganisationen, Pharmagroßhändlern und der Pharmaindustrie – eine wachsende Besorgnis über die Zukunft der weltweiten Arzneimittelversorgung.

»Es gibt Hinweise darauf, dass sich der Mangel mit der Zeit verschlechtert, was den Angehörigen der Gesundheitsberufe immer mehr Schwierigkeiten bereitet und die Patientensicherheit beeinträchtigt«, warnt Söderlund. Engpässe wurden in Ländern aller Einkommensstufen gemeldet, sowohl für wichtige lebensrettende Medikamente, sehr häufig verwendete Arzneimittel als auch hoch- und niedrigpreisige Produkte.

In einer Grundsatzerklärung verpflichten sich nun der FIP und seine Mitgliedsorganisationen, einen Beitrag zur Lösung des Problems beizusteuern, unter anderem mit der Entwicklung evidenzbasierter Richtlinien und Programme zur Kompetenzentwicklung, die auf die Rolle der Apotheker bei der Minderung der Auswirkungen von Arzneimittelknappheit abzielen. Apotheker sollten demnach die Erlaubnis haben, bei Lieferengpässen ein alternatives Medikament abgeben zu können. Ihre professionelle Kompetenz müsse voll ausgeschöpft werden, um die zeitnahe Patientenversorgung zu sichern. Zum Beispiel sei in Großbritannien ein Aut-simile-Austausch in äquivalenter Dosis erlaubt, wie in Deutschland auch, hier allerdings bislang zeitlich befristet im Rahmen der Corona-Pandemie.

Seite123>

Mehr von Avoxa