Wie gut hilft Cannabis bei chronischen Schmerzen? |
Daniela Hüttemann |
20.10.2021 18:00 Uhr |
Die Anbietervielfalt schaffe einerseits verbesserte therapeutische Optionen, mache es andererseits Behandlern und Patienten aber schwer, das richtige Präparat auszuwählen, sagt Petzke. Dabei wünscht sich der Schmerzmediziner auch eine stabilere Liefersituation, vor allem bei den Blüten, wo die Konzentration der verschiedenen Inhaltsstoffe abhängig von der Sorte erheblich schwanke und ein Austausch nicht trivial sei. »Dabei sollten die Patienten möglichst stabil eingestellt werden«, so der Arzt. Die Heterogenität der Produkte sei zudem ein Problem für die klinischen Studien.
Mehr Forschung wünscht er sich auch in Bezug auf die Langzeitsicherheit einer cannabisbasierten Schmerztherapie. »Der Patient muss darüber aufgeklärt werden, dass wir hier nur Erfahrung aus dem illegalen Bereich haben«, so Petzke. Vor allem aber dürften andere multimodale Ansätze der Schmerztherapie nicht vernachlässigt werden. »Das haben wir in der Opioid-Krise gesehen«, sagte der Schmerzmediziner mit Blick auf die problematische Situation in den USA. Dort seien Patienten in die vermeintlich einfachere Eigentherapie mit Substanzen geflüchtet. Dies dürfe nicht auch bei Cannabis passieren.
»Patienten mit schweren Erkrankungen und Schmerzen sowie deren Ärzte haben ein gut nachvollziehbares Interesse an einer Behandlungsoption mit Cannabis«, so Petzke abschließend. Die geringe Evidenz und die fehlende Zulassung für viele potenzielle Indikationen erfordere aber auch eine kritische und rationale Auseinandersetzung mit Genehmigungsverfahren, sinnvollen Indikationen, tatsächlichem Nutzen, langfristigen Risiken und nicht zuletzt den Kosten der Behandlung.