Wie genau merkt sich der Körper eine Corona-Infektion? |
»Ein so nachhaltiges Immungedächtnis sollte verhindern, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen für viele Jahre schwer an Covid-19 erkrankt«, sagt Professor Dr. Shane Crotty, Virologe am La Jolla Institute of Immunology in einem Beitrag der »New York Times«.
Zudem ergänzen die hier vorgestellten Ergebnisse sehr ähnlich Befunde aus anderen Laboratorien. Unter anderem berichtete erst vor Kurzem eine Gruppe aus Freiburg, dass Menschen, die von Covid-19 genesen waren, über schützende Killer-Zellen verfügen, selbst dann, wenn keine Antikörper mehr nachweisbar waren.
Dass Antikörpertiter nach einer Impfung abnehmen, ist keineswegs die Ausnahme. Das Gegenteil ist der Fall. Der Schutz einer Impfung beruht auf dem Immungedächtnis und nicht auf der Verfügbarkeit aktuell zirkulierender Antikörper. Werden tatsächlich einmal hohe Antikörpertiter benötigt, muss die Bildung durch eine weitere Impfung induziert werden. Dies macht man sich derzeit zunutze bei der Keuchhusten-Impfung von Schwangeren im dritten (oder bei drohender Frühgeburt im zweiten) Trimenon. Diese Impfung soll neuerdings laut STIKO unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Pertussis-Impfungen und in jeder Schwangerschaft erfolgen. Ziel der Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft ist die Reduzierung von Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfällen durch Infektionen mit Bordetella pertussis bei Neugeborenen und jungen Säuglingen.
Die STIKO begründet ihre Empfehlung damit, dass in verschiedenen Studien gezeigt wurde, dass bei der Mehrzahl schwangerer Frauen in westlichen Ländern die Pertussis-spezifischen Antikörperkonzentrationen sehr niedrig sind, sodass ein Nestschutz ihrer Neugeborenen vor Pertussis durch diaplazentare Antikörperübertragung in den ersten Lebensmonaten sehr unwahrscheinlich ist. Eine Impfung während der Schwangerschaft führt dagegen zu hohen Antikörperkonzentrationen bei der werdenden Mutter und dem Neugeborenen.
Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie wenig aussagekräftig Messungen von Antikörpertitern sind. Bei Vorliegen eines guten Immungedächtnisses lassen sich spezifische Antikörper sehr schnell und sehr effektiv induzieren, wenn dem trainierten Immunsystem ein relevantes Antigen erneut präsentiert wird. Unter diesem Aspekt sind auch die Antikörpertests zum Nachweis einer Immunität gegen SARS-CoV-2 kritisch zu betrachten.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.