Wie geht es weiter mit dem E-Rezept? |
Melanie Höhn |
15.09.2022 10:30 Uhr |
Es diskutierten Thomas Müller, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (oben links), Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung für Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit (oben rechts) und v.l.n.r.: PZ-Chefredakteur Benjamin Rohrer, Gematik-Chef Markus Leyck Dieken, Leiterin des ABDA-Geschäftsbereichs Ökonomie Claudia Korf und Tom Ackermann von der AOK NordWest. / Foto: PZ/Alois Müller
Wie läuft der Rollout in Westfalen-Lippe? Welche Probleme haben Apotheker beim Einlösen des E-Rezepts? Was sagt die Gematik zu den Hürden ihrer App-Einführung? Wie bewertet die AOK Nordwest den Einlöseweg über die elektronische Gesundheitskarte (EGK)? Wie schätzt das BMG den bisherigen E-Rezept-Prozess ein?Antworten darauf finden Sie in der Video-Aufzeichnung der gesamten PZ-Nachgefragt-Session zum Thema E-Rezept. PZ-Chefredakteur Benjamin Rohrer sprach darüber mit ABDA-Geschäftsbereichsleiterin Claudia Korf, Gematik-Chef Markus Leyck Dieken, KVWL-Vorstand Thomas Müller, AOK-Chef Tom Ackermann sowie BMG-Digitalchefin Susanne Ozegowski.
Thomas Müller von der KVWL erklärte, dass die 250 Praxen in Westfalen-Lippe hoch motiviert seien, den Rollout in ihren Praxen umzusetzen – in den ersten zwei Wochen seien etwa 25.000 E-Rezepte eingelöst worden. Generell müssten jetzt Erfahrungen mit der Umstellung der Prozesse gesammelt werden. Die bisherigen Erkenntnisse seien »durchaus positiv« gewesen, jedoch habe es auch Performance-Probleme bei der Komfortsignatur und beim Hochladen auf den Rezept-Server gegeben. Mit Einführung einer vollständigen elektronischen Lösung sei die KVWL auch bereit, die Anzahl der Praxen in sehr kurzer Zeit deutlich nach oben zu schrauben.
Für Susanne Ozegowski vom BMG ist das E-Rezept noch nicht da, wo es sein sollte: Grundsätzlich sei der bisher gegangene Weg richtig, denn in engem Austausch wurden Probleme entdeckt – deshalb befürwortet sie den Rollout in zunächst »kleinerem Setting«. Sie fordert jedoch eine Abwägung zwischen Datenschutz und dem »Recht auf Leben und Gesundheit«. In diesem Zusammenhang bekräftigte sie, dass das E-Rezept die Versorgung »besser und sicherer« mache. Zudem verlangte sie einfache und nutzerfreundliche Zugänge und erklärte, dass die Gematik bereits an weiteren datenschutzkonformen Zugangswegen arbeite, die auch über E-Mail und SMS funktionieren. Die PZ berichtete, dass sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dafür aussprach, digitale Rezept-Codes auch per Mail oder SMS zu übermitteln. Im Moment seien sich jedoch alle einig, dass eine E-Rezept-Einlösung so schnell wie möglich durch die elektronische Gesundheitskarte umgesetzt werden muss. »Wir sind im Dialog und guter Dinge, dass es spätestens Anfang nächsten Jahres losgehen kann«, sagte sie.
Thomas Müller ist mit dem von Ozegowski erklärten Zeitrahmen nicht zufrieden, habe aber eine große Erwartungshaltung und spüre das große Engagement aller Beteiligten. Für Tom Ackermann ist die EGK »wenn überhaupt nur eine Übergangslösung«. Dennoch würde sich die AOK Nordwest auch bei der EGK eine andere Aufstellung wünschen, sagte Ackermann. Denn: Die Krankenkasse musste wegen Chipmangel hunderttausende Ersatzbescheinigungen verschicken. Für die Zukunft wünscht sich Ackermann, dass E-Rezepte auch über die elektronische Patientenakte (EPA) abgewickelt werden können und versicherte, dass es nicht im Interesse der Krankenkasse sei, die Verordnungsdaten der Versicherten vorher abzugreifen.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.